Mit 34 soll er schon ein Weltklasse-Orchester leiten: Andris Nelsons wird neuer Chef der Bostoner Symphoniker. Die Erfahrung dafür hat er schon gesammelt – unter anderem in Deutschland.
Andris Nelsons wird neuer Chefdirigent des Boston Symphony Orchestra. Das traditionsreiche Orchester, eines der «Big Five» der USA, nominierte den Letten am Donnerstag als 15. Musikdirektor seit seiner Gründung 1881.
Nelsons ist mit 34 Jahren der jüngste Chefdirigent, den die Bostoner in mehr als 100 Jahren hatten. Nur Gründungsdirigent Georg Henschel, der 1881 erst 31 war, sowie Arthur Nikisch, der 1889 erst 33 war, waren jünger.
Nelsons löst James Levine ab, allerdings nicht direkt. Levine war 2004 Chefdirigent des BSO geworden, übrigens der erste gebürtige US-Amerikaner auf diesem Posten. Levine hatte sich jedoch 2011 krankheitsbedingt zurückgezogen, zwei Spielzeiten waren die Musiker ohne Chef.
Nelsons stammt aus einer Musikerfamilie und spielt Trompete. Früh sammelte er jedoch Erfahrung als Dirigent, zum Beispiel als Privatschüler bei seinem berühmten Landsmann Mariss Jansons.
«Sehr geehrt und ergriffen»
Schon mit 24 wurde er Chefdirigent der Lettischen Nationaloper in Riga. Von 2006 an leitete er für drei Jahre die Nordwestdeutsche Philharmonie in Herford. Zudem hat er nach wie vor ein Engagement in Bayreuth. Auch in der Schweiz stand Nelsons schon mehrmals am Dirigentenpult, so am Lucerne Festival und bei der Leitung des Tonhalle-Orchesters Zürich.
«Von allen Weltklasse-Orchestern und -Opernhäusern der Welt begehrt, wird Maestro Nelsons mit 34 schon als einer der brillantesten Dirigenten unserer Zeit gefeiert», sagte Ted Kelly vom Verwaltungsrat des Boston-Orchesters. «Ich glaube, dass Andris Nelsons‘ einzigartige Kreativität und seine Visionen eine erhebliche Inspiration für das BSO sein werden.»
Nelsons zeigte sich «sehr geehrt und ergriffen» von seiner Ernennung. «Das ist eine der höchsten Ehren, die einem Dirigenten in seiner Lebenszeit widerfahren kann.» Er habe schon oft mit dem Orchester gearbeitet und stets bewundert, wie sehr die Musiker zum Herzen der Kompositionen vorgedrungen seien.