Nach dem selbstverursachten Chaos der letzten Woche rund um YB treten die Investoren vor die Mikrofone. Andy Rihs sagt klar, dass er YB verkaufen will – am liebsten mit einer Berner Nachfolgelösung.
Die Brüder Andy und Hansueli «Jöggi» Rihs – sie haben nach eigenen Angaben in den letzten sieben Jahren rund 50 Millionen Franken in die Young Boys investiert – warteten an einer Medienkonferenz im Stade de Suisse mit ein paar Neuigkeiten auf. Die erstaunlichste News betrifft die am letzten Dienstag bekanntgegebene Entlassung von Sportchef Fredy Bickel.
Die Trennung von Bickel sei keineswegs ein Schnellschuss gewesen, vielmehr sei die Kündigung im Verwaltungsrat schon vor drei Monaten beschlossen worden. «Vor mindestens drei Monaten», wie Andy Rihs nachschob. Das hätte bedeutet, dass Bickel während der ganzen Saisonvorbereitung und während der ersten zwei Monate der Saison faktisch schon entlassen gewesen wäre, ohne etwas davon zu ahnen oder zu wissen.
Die Medienkonferenz als Ticker zum Nachlesen: «Wir haben uns ins mediale Offside gestellt»
Unter Fredy Bickel sei die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gewährleistet gewesen, sagte Andy Rihs weiter. Der sportliche Ertrag war demnach zu gering im Vergleich mit den getätigten Investitionen respektive Transfers.
Können die von Andy Rihs genannten drei Monate zwischen Kündigungsbeschluss und Kündigung stimmen?
Zweifel sind angebracht, denn vielleicht liegt auch nur ein nachvollziehbarer Irrtum vor. Die Brüder Rihs machten mehr als einmal kein Hehl daraus, dass sie Investoren seien, die für ihr Geld auch etwas zurückerwarten, aber keine Fussballfachleute.
Andy Rihs sagte, er sei wegen seiner anderweitigen Geschäfte über die Vorgänge im YB-Verwaltungsrat «hier in Bern» nicht immer auf dem Laufenden. Das könnte auf einen Irrtum hindeuten. Zudem hatte Andy Rihs verschiedene Male Mühe, VR-Mitgliedern und Angestellten die korrekten Namen zu geben. So machte er aus dem neben ihm sitzenden VR-Präsidenten Hans-Peter Kienberger einen Kiener.
Die Rihs-Brüder zeigten andererseits Grösse, indem sie die verschiedenen Kommunikationspannen der letzten Woche auf sich nahmen und sich in aller Form dafür entschuldigten – bei den direkt betroffenen Medien, aber auch bei der Öffentlichkeit. «So etwas darf nie, nie wieder vorkommen», sagte Andy Rihs.
Leiter Sport ist doch noch nicht klar
VR-Präsident Kienberger gab bekannt, dass die Nachfolgeregelung für das Amt des Sportchefs – der neue Titel wird «Leiter Sport» sein – im Gegensatz zu Kienbergers Darstellung von letztem Mittwoch noch nicht getroffen ist. Durch den kurzfristigen, zumindest zur Hälfte erzwungenen Abgang von Urs Siegenthaler, dem für den Fussballbetrieb zuständigen VR-Mitglied, habe sich eine neue Situation ergeben, die analysiert werden müsse.
Hatte man nach allen Andeutungen der VR-Spitze von letzter Woche annehmen dürfen, dass ein (wahrscheinlich deutsch sprechender) Ausländer neuer YB-Sportchef werden würde, könnte es jetzt durchaus eine Schweizer Lösung geben. Es ist derzeit wahrscheinlich, dass der Ur-Berner Christoph «Wuschu» Spycher angestellt wird, auch auf Druck der Öffentlichkeit.
YB soll keinen Franken ausgeben, den der Verein nicht hat – aber «sportlich keinen Schaden» nehmen.
Kienberger und Peter Marthaler, der Kommunikationsexperte innerhalb des Verwaltungsrats, hatten letzten Mittwoch klar festgehalten, dass YB künftig nur noch schwarze Zahlen werde schreiben müssen und dass kein Franken ausgegeben werde, den man nicht habe. Dieses Prinzip mag noch stimmen, aber Andy Rihs sagte andererseits, dass der Verein «sportlich keinen Schaden haben» werde.
Die Brüder machten den Eindruck, dass sie weiter auf YB setzen wollen. «Aber irgendwann wollen wir YB in andere Hände geben», sagte Andy Rihs. «Am besten wäre es, wenn unsere Nachfolger Berner wären.» Nicht ohne Stolz erwähnte er, dass auch er und sein Bruder trotz ihres Zürcher Dialekts Berner seien. Rihs ist in der Tat ein Geschlecht aus dem Seeland. Der Heimatort der beiden ist Meinisberg.