Andy Schmid hat seinen Lebenstraum verwirklicht. Der aktuell erfolgreichste Schweizer Team-Ballsportler führte die Rhein-Neckar als Chef zum Titelgewinn.
198 Bundesliga-Spiele und 717 Treffer benötigte Schmid, um den «schwierigsten Berg seiner Laufbahn» im sechsten Anlauf zu bezwingen. Der beste Spieler der deutschen Meisterschaft entwarf im Zusammenhang mit dem Kampf um die wichtigste nationale Klub-Trophäe immer wieder das Bild eines steilen und vor allem steinigen Aufstiegs.
«Ich bin unendlich stolz, dass wir diesen schwierigen Titel gewonnen haben. Die Konkurrenz in Deutschland ist extrem gross, ganz oben ist die Luft einfach nur dünn», meldete Schmid. Für den Captain des Schweizer Nationalteams endete das Championat im totalen Triumph – er gewann Meisterschafts-Gold und vor wenigen Tagen zum dritten Mal in Serie die Wahl zum MVP.
Schmids Rolle beim neuen Branchenprimus ist kaum hoch genug einzustufen. Mit- und Gegenspieler attestieren ihm inzwischen uneingeschränkt das Prädikat Weltklasse. «Die Komplimente tun gut», sagt der bald 33-Jährige. «Mir ist es in der Tat gelungen, als Leader die Erwartungen zu erfüllen und das Team in schwierigen Situationen mitzureissen.»
Nach den ersten Begeisterungsstürmen in der Halle musste Andy Schmid sich kurz zurückziehen. Der Schweizer wollte den besten Moment seiner Karriere zunächst still und leise geniessen: «Ich brauche ein bisschen Zeit und Ruhe, um alles einordnen zu können. Irgendwie ist alles sehr surreal. Jahrelang habe ich enorm viel Arbeit investiert, und jetzt bin ich am Ziel.»
Im sechsten Jahr bei den Löwen hat er geschafft, wovon er träumte – in der weltbesten Liga am Ende einer brillanten Saison zu oberst zu stehen. «Endlich sind wir den Zusatz Vize los, wir haben die Geschichte zu unseren Gunsten umgeschrieben.» Schmid spielt auf die letzten beiden Saisons an, in welchen den Löwen der Titel im Finish zweimal entglitten ist.
In Lübbecke (35:23) holten die Süddeutschen mit dem zehnten Erfolg innerhalb der letzten elf Runden Verpasstes nun in eindrücklicher Manier nach. Erstmals seit der Topklassierung Göppingens vor 44 Jahren ist wieder eine Equipe aus Baden-Württemberg die Nummer 1 von Handball-Deutschland.
«Wir haben in den letzten Monaten unser Projekt ohne Schwächen durchgezogen», bilanziert Schmid im Telefonat mit der Nachrichtenagentur sda wenige Stunden nach dem Meistercoup. Er spricht von einer unendlich langen Mission, «die wir zu erfüllen hatten, um Kiel endlich abzufangen. Wenn ich irgendwo in einer Zeitschrift einen Pokal gesehen habe, war mir klar: Ein solches Ding will ich so schnell wie möglich auch gewinnen.»
Zehn Minuten vor dem Ende der letzten Partie habe er sich kaum mehr konzentrieren können: «Ich hatte Tränen in den Augen.» Die Meister-Premiere des Klubs stellt der Schweizer Regisseur über alles: «Etwas Grösseres gibt es für mich nicht.»