Der Druck auf Frankreichs Präsident François Hollande wegen einer angeblichen Liebesaffäre hat deutlich zugenommen: Der Sprecher der Sozialisten in der Nationalversammlung forderte von dem Staatschef eine rasche Klärung seiner persönlichen Verhältnisse.
«Er muss es auf einmal tun, hart, endgültig und damit man nicht mehr darüber spricht», sagte Sprecher Thierry Mandon im Fernsehen. Das Land müsse sich wieder ernsthaft anderen Fragen zuwenden.
Oppositionsführer Jean-François Copé nannte die angebliche Affäre am Sonntagabend «desaströs für das Image des Präsidentenamtes». Bisher hatten sich französische Politiker mit Verweis auf die Privatsphäre zurückgehalten.
Hollande hält Rede zu Reformen
Hollande will am Dienstag auf seiner dritten grossen Pressekonferenz seit seinem Amtsantritt im Mai 2012 seinen Reformkurs vor mehr als 500 Journalisten erläutern.
Dem Präsidenten, der bereits vor der angeblichen Liebesaffäre die schlechtesten Umfragewerte aller Zeiten für einen französischen Staatschef erhielt, werden mangelnde Tatkraft und falsche Rezepte angesichts lahmender Wirtschaft, zahlloser Firmenpleiten und steigender Arbeitslosigkeit vorgehalten.
Hollande wollte am Dienstag unter anderem seinen kürzlich vorgeschlagenen «Pakt der Verantwortung» konkretisieren. Für die Schaffung von Arbeitsplätzen sollen die Unternehmen bei Steuern und Abgaben entlastet werden.
Grosses Medieninteresse an Affäre
Doch seit den Enthüllungen des Magazins «Closer» vom Freitag spricht ganz Frankreich fast nur noch über die angebliche Geliebte von Hollande. Dem Bericht zufolge lässt sich Hollande seit Juni 2013 immer wieder heimlich auf einem Motorroller zu der Schauspielerin Julie Gayet fahren.
Die Aufgaben einer Première Dame nimmt indes Hollandes Lebenspartnerin Valérie Trierweiler wahr, mit der Hollande nicht verheiratet ist, die aber ein Büro im Elysée-Palast hat. Die Journalistin sollte möglicherweise bald aus dem Spital entlassen werden, in dem sie das Wochenende verbringen musste, um sich nach Angaben aus ihrem Umfeld zu erholen.
Gerüchte über Verbindung zur Mafia
Zusätzlicher Druck entstand durch Berichte, wonach es bei der Wohnung, in der sich der Staatschef angeblich heimlich mit Gayet traf, Verbindungen zur korsischen Mafia geben soll. Nach Informationen des Internet-Portals Mediapart wurde Gayet die Wohnung von einer Schauspiel-Kollegin überlassen, die früher mit Michel Ferracci verheiratet war.
Der Schauspieler war kürzlich im Fall eines Glücksspiel-Rings in Paris, dessen Profite an die korsische Mafia geflossen sein sollen, zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.
Die Schauspiel-Freundin von Gayet soll später mit François Masini liiert gewesen sein, der der korsischen Mafia zugeordnet und im Mai 2013 ermordet wurde.
Ferraccis Name steht nach wie vor auf einem Briefkasten des Wohnhauses. Der Anwalt des Schauspielers hob aber im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP hervor, dass Ferracci «nie Eigentümer, nie Mieter» der Wohnung gewesen sei.