Auch am zweiten Tag des Mordprozesses in Pfäffikon erkannte der 60-jährige Beschuldigte keine Schuld bei sich. Verantwortlich für den Tod der Ehefrau und der Sozialamts-Vorsteherin sind seiner Ansicht nach die Frauen selbst.
Die eine wollte sich von ihm trennen und die andere half ihr dabei. Geplant habe er die Erschiessung der Frauen nicht, betonte der Kosovare während des Prozesstages immer wieder. Er schäme sich für das, was im Sommer 2011 passiert sei. «Für niemanden ist es schlimmer als für mich.»
Reue zeigte der IV-Rentner und sechsfache Vater vor Gericht jedoch nicht – im Gegenteil. Die Ehefrau, mit der er 35 Jahre lang verheiratet war, habe er zwar sehr geliebt, aber stets habe sie ihn provoziert. «Sie brachte mich zum Durchdrehen.»
Weil er mehrmals Gewalt anwandte, ihr unter anderem mit einer Schere den Unterarm aufschnitt, zeigte sie ihn an und er wurde mit einem Kontaktverbot belegt. Als die Kosovarin das Gebaren ihres Mannes nicht mehr ertrug und die Trennung verlangte, setzte ihm dies seelisch und körperlich zu. Er habe nicht mehr essen und trinken können. Er habe schlimm ausgesehen, sagte er.
Mit der Waffe etwas Angst einjagen
Am Vormittag des 15. August fuhr er von seiner Übernachtungsgelegenheit in der Moschee von Wetzikon nach Pfäffikon, «um mich mit meiner Frau zu versöhnen». Wofür er die Waffe mitnahm, die er kurz zuvor im Kosovo besorgt hatte, konnte er vor Gericht jedoch nicht erklären.
In früheren Aussagen gab er zu Protokoll, dass er damit seine Frau habe erschiessen wollen. An diese Aussage wollte er sich am Dienstag aber nicht mehr erinnern. «Ich stellte mir vor, dass wir uns umarmen und küssen würden.» Mit der Waffe habe er ihr nur etwas Angst einjagen wollen.
Als er die Ehefrau beim Bahnübergang abpasste, zeigte sie sich allerdings gar nicht versöhnungsbereit: Sie werde die Anzeige nicht zurücknehmen und sich auch nicht mit ihm versöhnen, beschied sie ihm. «Ich bin nicht mehr deine Ehefrau», habe sie gesagt und ihm zudem auf die Nase gebunden, dass sie jetzt einen jüngeren Mann habe, weil «er ja nicht mehr fähig sei für eine Frau». Der Beschuldigte litt seit längerem unter Erektionsproblemen.
«Ich vermisse sie so sehr»
Wie es kam, dass er seine Frau mit drei Schüssen aus nächster Nähe tötete, konnte der Beschuldigte nicht erklären. «Das war nicht Absicht», sagte er unter Tränen. «Ich vermisse sie so sehr.» Direkt nach der Tat rief er seine Mutter im Kosovo an und sagte ihr, dass er einen Fehler gemacht habe.
Als im nahegelegenen Gemeindehaus die Leiterin des Sozialamtes aus der Tür trat, schritt er zur zweiten Tat. Er warf ihr an den Kopf, dass sie seine Familie zerstört habe. «Sie hat meiner Frau geholfen, sich von mir zu trennen», begründete er diese Schlussfolgerung. Wegen ihr habe seine Frau eine Wohnung gefunden. Es sei aber keine Absicht gewesen, dass er sie erschossen habe.
«Das ging nur die beiden was an»
Ein langjähriger Bekannter, der entfernt mit dem Beschuldigten verwandt ist, beschrieb ihn vor Gericht als «weder böse noch schlecht». In die Eheprobleme wollte sich der 48-jährige Landsmann nicht einmischen – obwohl er von der Gewalt wusste.
«Das ging nur die beiden etwas an», sagte der Zeuge vor Gericht. Eine der Töchter habe ihm einmal erzählt, dass der Vater damit gedroht habe, die Mutter umzubringen. «Ich habe dieser Aussage damals aber keine Bedeutung zugemessen.» Er habe einfach nicht daran gedacht, dass es so weit kommen könnte. «Für die Opfer tut mir das heute sehr leid.»
Der Staatsanwalt verlangt wegen mehrfachen Mordes eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Welche Anträge die Verteidigung macht, wird erst am Freitag bei den Plädoyers bekannt gegeben. Der Prozess wird am Mittwochmorgen mit den Erläuterungen des Gerichtspsychiaters Frank Urbaniok fortgesetzt. Das Urteil wird am 19. April eröffnet.