Angestellte Schweiz fordern 1,5 Prozent mehr Lohn

Das diesjährige Ringen um Lohnerhöhungen ist lanciert: Der Verband Angestellte Schweiz sieht vor allem bei mittleren und tieferen Löhnen Nachholbedarf. Er fordert angesichts des robusten Schweizer Wirtschaftswachstums Lohnerhöhungen um mindestens 1,5 Prozent.

Angestellte-Geschäftsführer Studer sieht Nachholbedarf (Archiv) (Bild: sda)

Das diesjährige Ringen um Lohnerhöhungen ist lanciert: Der Verband Angestellte Schweiz sieht vor allem bei mittleren und tieferen Löhnen Nachholbedarf. Er fordert angesichts des robusten Schweizer Wirtschaftswachstums Lohnerhöhungen um mindestens 1,5 Prozent.

Angestellte der besonders erfolgreichen Pharmaindustrie sollen sogar 2 Prozent mehr Lohn erhalten, forderte die Organisation am Dienstag an einer Medienkonferenz in Zürich. Die Schweizer Wirtschaft habe sich allen Krisensymptomen zum Trotz im vergangenen Jahr einigermassen gut behauptet, sagte Stefan Studer, Geschäftsführer von Angestellte Schweiz.

Auch die stark exportorientierte Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) nehme wieder Fahrt auf. Sorgenkind bleibe aber der Metallbau.

Die Angestellten Schweiz blieben sich treu und differenzierten nach Branchen und Betrieben, sagte Studer. Da in vielen Branchen die Produktivität weiter zunehme, sollen nach dem Willen des rund 22’000 Mitglieder zählenden Verbandes auch die Beschäftigten daran teilhaben können.

Lobby für den Mittelstand

Die neue Verbandspräsidentin Silvia Schaller will sich gemäss der letztes Jahr proklamierten Strategie insbesondere für den Mittelstand einsetzen. Denn der Mittelstand sei in den letzten Jahren leer ausgegangen, «während die unteren Einkommensschichten subventioniert wurden und die oberen weite Teile des Produktivitätsgewinnes für sich abgrasten».

Der Mittelstand brauche deshalb eine Lobby, auch wenn die Interessen dieser sehr heterogenen Gruppe schwierig zu fassen seien. Als Beispiel für ein gemeinsames Anliegen nannte Schaller die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, damit beide Elternteile nach der Geburt eines Kindes möglichst schnell den Weg zurück in den Arbeitsmarkt finden.

Konkret brauche es genügend staatlich subventionierte Kindertagesstätten. So könne auch das Potenzial an Schweizer Arbeitskräften genutzt werden.

Bedingungen für Personenfreizügigkeit

Zur Personenfreizügigkeit mit der EU sagen die Angestellten Schweiz zwar weiterhin Ja, sofern gegen Lohndruck und Lohndumping präventiv und bei Verstössen mit harten Strafen vorgegangen werde. Gesamtarbeitsverträge seien das richtige Mittel, sagte Schaller. Es gebe aber nichts schön zu reden, «unsere Löhne und Arbeitsbedingungen sind wegen der Personenfreizügigkeit unter Druck».

Reformen brauche es bei den Krankenkassenprämien, welche den Mittelstand stark belasteten. Denn der Mittelstand profitiere nicht von Zuschüssen und Prämienverbilligungen.

Noch nicht gefasst hat der Verband die Parole für die 1:12-Initiative. Es gebe gute Pro-Argumente, allerdings habe sie Mühe mit staatlichen Eingriffen in Lohnsysteme, sagte Schaller. Der Verband wolle nicht die Unternehmen schwächen, sondern mit den Sozialpartnern für alle Seiten nach optimalen Lösungen suchen.

Nächster Artikel