Nach dem mutmasslichen Mord an einem Vizesheriff im US-Bundesstaat Texas ist ein polizeibekannter 30-Jähriger festgenommen worden. Ihm werde zur Last gelegt, den 47-jährigen Vizesheriff Darren Goforth an einer Tankstelle hinterrücks erschossen zu haben.
Das teilte die Polizei am Samstag mit. Die brutale Tat löste eine Debatte über gefährliche Stimmungsmache gegen Polizisten im Zusammenhang mit dem Tod von unbewaffneten Schwarzen aus.
Dem 30-jährigen Afroamerikaner werde der Mord in einer Gegend von Houston vorgeworfen – ein «sinnloser und feiger Akt», sagte Sheriff Ron Hickman. Der Verdächtige habe eine lange Vorstrafenliste, zu der Widerstand gegen eine Festnahme und unsachgemässer Umgang mit einer Waffe gehörten. Zum möglichen Tatmotiv sagte Hickman, derzeit gehe die Polizei davon aus, dass Goforth «ein Ziel war, weil er eine Uniform trug». Es gebe keinerlei Hinweise auf einen anderen Beweggrund.
Goforth war am Freitagabend (Ortszeit) während des Betankens seines Streifenwagens hinterrücks erschossen worden. Wie die Polizei am Samstag unter Berufung auf Bilder einer Überwachungskamera mitteilte, schoss ein schwarzer Angreifer in weissem T-Shirt und dunklen Shorts dem 47-jährigen Beamten an einer Tankstelle zunächst in den Rücken. Danach stellte er sich demnach über sein am Boden liegendes Opfer und versetzte ihm noch mehrere weitere Schüsse. Goforth hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.
«Rhetorik ausser Kontrolle»
Vor der Festnahme des mutmasslichen Täters hatte Sheriff Hickman von einem der schlimmsten Morde gesprochen, mit denen er es in seiner 45-jährigen Laufbahn zu tun gehabt habe. Hickman stellte einen Zusammenhang der Tat zu der massiven Kritik an Polizisten wegen Todesfällen von Schwarzen bei Polizeieinsätzen her. «Wenn die Rhetorik sich bis zu einem Punkt steigert, an dem der berechnende, kaltblütige Mord an einem Polizeibeamten geschieht, ist diese Rhetorik ausser Kontrolle geraten», kritisierte Hickman.
Wegen zahlreicher Fälle von Gewaltanwendung durch weisse Polizisten gegen Schwarze gibt es in den USA seit Monaten Kritik an Rassismus bei Polizisten. Unter anderem mit dem Slogan «Das Leben von Schwarzen zählt» kämpfen Aktivisten für Veränderung.
Hickman sagte dazu: «Wir haben gehört, dass das Leben von Schwarzen zählt. Das Leben aller zählt. Ja, das Leben von Cops zählt auch. Also warum lassen wir nicht einfach das Kriterium weg und sagen, das Leben aller zählt.»
Auch Bezirksstaatsanwältin Devon Anderson warnte vor einer pauschalen Kritik an Polizisten. «Es gibt in jedem Beruf ein paar faule Äpfel, das heisst nicht, dass den Strafverfolgungsbehörden ein offener Krieg erklärt werden sollte», erklärte sie. Es sei «an der Zeit für die schweigende Mehrheit in diesem Land, die Strafverfolgungsbehörden zu unterstützen».
Vor gut einem Jahr hatte sich an der Erschiessung des unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown durch den weissen Polizisten Darren Wilson in der US-Kleinstadt Ferguson eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt entzündet. Seitdem gab es vielerorts Proteste, die mitunter in Gewalt ausarteten.