Ein Mann mit einer Pistolenattrappe ist am Donnerstagabend in die Redaktion des niederländischen Fernsehsenders NOS eingedrungen und hat kurzzeitig einen Angestellten als Geisel genommen. Das niederländische Justizministerium geht von einem Einzeltäter aus.
Der Angriff ereignete sich in Hilversum südöstlich von Amsterdam. Wie der öffentlich-rechtliche Sender mitteilte, bedrohte der Mann zunächst einen Sicherheitsangestellten und verlangte Zutritt zum Aufnahmestudio der Nachrichten um 20.00 Uhr.
Der Mann wurde aber in ein anderes Studio geführt, in dem er dann aufgezeichnet wurde. Die Abendnachrichten wurden unterdessen unterbrochen, stattdessen wurde ein erklärender Schriftzug eingeblendet.
Angeblich Teil eines Hacker-Kollektivs
NOS veröffentlichte am Abend ein kurzes Video zu dem Vorfall, auf dem der Mann in dem Studio zu sehen ist. Er trägt einen dunklen Anzug, ein weisses Hemd und eine Krawatte sowie eine Sonnenbrille und ist augenscheinlich mit einer Pistole bewaffnet.
Wie die niederländische Polizei in der Nacht per Twitter mitteilte, handelte es sich dabei aber um eine Attrappe, die von den Betroffenen jedoch «unmöglich von einer echten» Waffe habe unterschieden werden können.
«Dinge von weltweiter Bedeutung»
In ruhigem Ton spricht er mit einem Mitarbeiter des Senders, den er als Geisel genommen hatte. Er wolle über Dinge «von weltweiter Bedeutung» sprechen, sagte er. Er und seine Mitstreiter seien «vom Geheimdienst beauftragt worden». Er wolle Informationen enthüllen, «die die aktuelle Gesellschaft in Frage stellen».
Der Mann behauptete, er handle nicht allein. So stehe eine ganze Hackermannschaft für eine «Cyber-Attacke» bereit, hiess es in einem Drohbrief, den er Angestellten übergab. Darin behauptete er, im ganzen Land seien Sprengsätze deponiert, die explodieren würden, wenn er keine Sendezeit erhalte.
Das Ministerium für Justiz und Sicherheit erklärte hingegen, auf Grundlage der bislang vorliegenden Informationen habe der Mann allein gehandelt.
Kein Widerstand bei Festnahme
Auf dem Video ist dann zu sehen, wie nach wenigen Minuten mehrere Polizisten das Studio stürmen, woraufhin der Angreifer umgehend seine Waffe fallenlässt und überwältigt wird. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand. Das Gebäude des Senders wurde evakuiert und kurz nach 22.00 Uhr wieder für sicher erklärt.
Bei dem Mann handelte es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um einen 19-Jährigen aus Pijnacker in der Nähe von Den Haag. Er wurde in Polizeigewahrsam genommen, seine Wohnung wurde am Donnerstagabend durchsucht. Nach Polizeiangaben ist der Mann nicht vorbestraft.
Medienberichten zufolge studierte der 19-Jährige in Delft Chemie. Zu dem Vorfall wurden Ermittlungen eingeleitet. Nach Angaben der Stadt Hilversum waren die Sicherheitsvorkehrungen für die Journalisten nach den Anschlägen in Paris zuletzt verstärkt worden.