Angriff auf Regierungsdelegation nach Amoklauf in Afghanistan

Nach dem Amoklauf eines US-Soldaten im Süden Afghanistans mit 16 Toten bleibt die Lage am Hindukusch angespannt. Eine hochrangige Regierungsdelegation zur Untersuchung der Bluttat im südafghanischen Distrikt Pandschwai geriet am Ort des Amoklaufs unter Beschuss.

Studenten in Dschalalabad protestieren gegen das Massaker (Bild: sda)

Nach dem Amoklauf eines US-Soldaten im Süden Afghanistans mit 16 Toten bleibt die Lage am Hindukusch angespannt. Eine hochrangige Regierungsdelegation zur Untersuchung der Bluttat im südafghanischen Distrikt Pandschwai geriet am Ort des Amoklaufs unter Beschuss.

Beim Angriff während einer Trauerfeier für die Opfer des Blutbads wurden nach offiziellen Angaben ein afghanischer Soldat getötet und ein Zivilist verletzt. In Sicherheitskreisen war sogar von drei Verletzten die Rede. Zu der Delegation gehörten auch zwei Brüder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, die unverletzt blieben.

Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff. Der Polizeichef der Provinz Kandahar sagte, drei Aufständische, die das Feuer aus dem Schutz einer Baumreihe eröffneten, seien getötet worden.

Ein US-Soldat hatte in der Nacht zum Sonntag im Distrikt Pandschwai nach afghanischen Regierungsangaben 16 Zivilisten ermordet, darunter 9 Kinder. Der Kommandant der NATO-Truppen in Afghanistan, US-General John Allen, betonte, nach bisherigen Ermittlungen müsse man von einem Einzeltäter ausgehen.

Die Wut über das Massaker schlug sich auch in Protesten nieder. In Dschalalabad demonstrierten hunderte Studenten gegen die US-Truppen und riefen „Tod für Amerika“. Sie forderten von Karsai, ein mit den USA geplantes Militärabkommen nicht zu unterzeichnen.

Zugleich verlangten die Demonstranten, den mutmasslichen Amokläufer in Afghanistan vor Gericht zu stellen. Sie schlossen sich damit einer Forderung des afghanischen Parlaments vom Montag an.

Dem Täter droht die Todesstrafe

Aus NATO-Kreisen verlautete, es sei noch unklar, ob der Soldat in den USA oder in Afghanistan angeklagt werde. Wegen eines Abkommens zwischen beiden Staaten wird ihm der Prozess aber in jedem Fall nach amerikanischem Recht gemacht. US-Verteidigungsminister Leon Panetta schloss nicht aus, dass am Ende des Verfahrens die Todesstrafe stehen könnte.

Nach US- und NATO-Angaben handelt es sich bei dem mutmasslichen Täter um einen verheirateten Vater von drei Kindern, der zum ersten Mal in Afghanistan war. Er hatte bereits drei Einsätze im Irak absolviert. Nach Angaben des Pentagons (Verteidigungsministerium) leidet der Soldat unter einem Schädel-Hirn-Trauma.

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