In Kairo haben sich am Freitag Anhänger und Gegner des vom Militär gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi zu Tausenden für neue Demonstrationen versammelt. Die Gefolgsleute des entmachteten Islamisten wollten mit ihren Protesten die Freilassung und Wiedereinsetzung Mursis erreichen.
Auch die Gegner der Muslimbruderschaft mobilisierten am Freitag ihre Anhänger: Die Bewegung Tamarod (Rebellion) lud zu einer Kundgebung anlässlich des Fastenmonats Ramadan auf dem Tahrir-Platz ein.
Der am Mittwoch vor einer Woche abgesetzte Mursi wird offiziellen Angaben zufolge noch immer in der Kaserne der Republikanischen Garde festgehalten, vor der Soldaten am Montag Dutzende Demonstranten erschossen hatten.
Die Muslimbrüder werfen dem Militär vor, auf friedliche und betende Menschen geschossen zu haben. Die Streitkräfte erklärten dagegen, sie hätten nach Angriffen das Feuer erwidert. In Justizkreisen hiess es, Mursi werde wahrscheinlich der Prozess gemacht.
Der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle forderte die Freilassung Mursis. Jede Form der politischen Verfolgung sei für die Zukunft Ägyptens ausserordentlich schädlich, sagte Westerwelles Sprecher am Freitag in Berlin. «Wir fordern deshalb auch ein Ende der aufenthaltsbeschränkenden Massnahmen für Herrn Mursi.»
Das US-Aussenministerium hatte Mitte der Woche Unterstützung für die neuen Machthaber signalisiert und Mursis Herrschaftssystem als nicht demokratisch beschrieben. Ägypten bekommt von den USA jährlich 1,5 Milliarden Dollar, deren Löwenanteil an das Militär geht. Die USA haben die Entmachtung Mursis nicht als Putsch eingestuft, was ein Ende der Hilfe für den bevölkerungsreichsten Staat im Nahen Osten bedeutet hätte.
Gespräche zu Regierungsbildung am Wochenende
Derweil lässt die Bildung einer neuen Regierung auf sich warten. Der geschäftsführende Ministerpräsident Hasem al-Beblawi sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er werde am Sonntag mit den Gesprächen zur Bildung eines Kabinetts beginnen.
Er gehe davon aus, dass es bis Ende kommender Woche vereidigt werden könne. Am Mittwoch hatte Beblawi gesagt, er hoffe, die Bildung der neuen Regierung bereits Anfang kommender Woche abzuschliessen.
Grenze zum Gazastreifen wieder zu
Ägypten schloss die Grenze in den Gazastreifen am Freitag nur wenige Tage nach der Öffnung wieder. Nach Angaben ägyptischer Sicherheitsbehörden soll der Übergang bei Rafah am Samstag jedoch wieder für vier Stunden begehbar sein.
Ägypten hatte den Übergang am vergangenen Freitag – zwei Tage nach dem Sturz von Präsident Mursi durch das Militär – geschlossen und zum Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan am Dienstag teilweise wieder geöffnet.
Die Sicherheitslage im Nord-Sinai ist seit langem angespannt: islamistische Milizen verüben dort immer wieder Anschläge auf Sicherheitskräfte. Am Freitag wurde erneut ein Polizist getötet.