Das Verfahren gegen den guatemaltekischen Ex-Diktator Ríos Montt wegen Völkermords nähert sich dem Ende. Unter seiner Herrschaft fielen Tausende Maya-Indianer Mord, Folter und Zwangsumsiedlung zum Opfer. Die Staatsanwaltschaft fordert 75 Jahre Haft.
Dem Ex-General werden Mord, Folter und die Zwangsumsiedlung Tausender Maya-Indianer während seiner Herrschaft von März 1982 bis August 1983 vorgeworfen. «Es waren seine Bataillone, die getötet haben, aber aufgrund der Befehlskette waren sie alle Efraín Ríos Montt untergeordnet», sagte Staatsanwalt Orlando López am Mittwoch (Ortszeit) in seinem Schlussplädoyer.
Unter den Beweismitteln war ein Interview aus Ríos Montts Amtszeit als de facto Staatschef. «Wenn ich die Streitkräfte nicht kontrollieren kann, was mache ich dann hier?», sagt der Ex-General in dem Video.
Für den mitangeklagten ehemaligen Geheimdienstchef José Mauricio Rodríguez beantragte die Anklage ebenfalls 75 Jahre Haft. Er soll für den sogenannten Plan Victoria 82 verantwortlich gewesen sein, der Militäreinsätze gegen Indios der Volksgruppe Ixil im Norden des Landes vorsah.
Schuld wiegt besonders schwer
Beide Männer hätten sich des Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht, sagte Staatsanwalt López. Für beide Straftatbestände beantragte er jeweils 30 Jahre Haft plus ein Viertel der Gesamtstrafe wegen der besonderen Schwere der Schuld.
Wegen Fluchtgefahr forderte er zudem, Ríos Montt aus dem Hausarrest in Untersuchungshaft zu verlegen.
Mit dem Schlussplädoyer der Staatsanwaltschaft nähert sich der Prozess dem Ende. Zuletzt war das Verfahren durch eine Reihe von Anträgen der Verteidigung und einstweilige Verfügungen des Verfassungsgerichts ins Stocken geraten.
Auch am Mittwoch stellte die Verteidigung neue Verfahrensanträge. Richterin Jazmín Barrios lehnte die Vernehmung weiterer Entlastungszeugen allerdings ab. Die Beweisführung sei abgeschlossen, hiess es zur Begründung. In den kommenden Tagen sollen die Nebenkläger und die Verteidigung gehört werden.