Anklage gegen mutmasslichen US-Todesschützen steht bevor

Nach dem Massaker an 16 Dorfbewohnern in Afghanistan will die US-Militärjustiz in den kommenden Tagen gegen den mutmasslichen Schützen Anklage erheben. Der beschuldigte US-Soldat traf am Montag im Militärgefängnis Fort Leavenworth in Kansas seine Anwälte.

Militärgefängnis Fort Leavenworth im US-Bundesstaat Kansas (Bild: sda)

Nach dem Massaker an 16 Dorfbewohnern in Afghanistan will die US-Militärjustiz in den kommenden Tagen gegen den mutmasslichen Schützen Anklage erheben. Der beschuldigte US-Soldat traf am Montag im Militärgefängnis Fort Leavenworth in Kansas seine Anwälte.

Bei einer Verurteilung droht dem Feldweibel die Todesstrafe. Die Vorwürfe gegen ihn würden zunächst in einer von seinem Vorgesetzten in Afghanistan unterzeichneten Anklageschrift zusammengefasst, hiess es am Montag aus US-Militärkreisen. Dies werde „in den nächsten Tagen“ geschehen.

Anschliessend werde bei einer Anhörung überprüft, ob die Beweise für einen Prozess ausreichten. Der Feldweibel soll am Sonntag vor einer Woche seinen Stützpunkt in der südafghanischen Provinz Kandahar verlassen und insgesamt 16 Dorfbewohner ermordet haben, darunter zahlreiche Kinder und Frauen.

Anwälte: „Besonnener Soldat“

Angeblich zündete er anschliessend mehrere Leichen an. Nach der Tat kehrte er in das Lager zurück, wo er sich widerstandslos festnehmen liess. Der Mann wurde zunächst auf eine US-Basis in Kuwait gebracht und dann in die USA ausgeflogen. Seit Freitagabend befindet er sich in Fort Leavenworth in Isolationshaft.

Ein Anwalt traf am Montag erstmals mit dem Beschuldigten zusammen. Sein Mandant habe nur bruchstückhafte Erinnerungen an die Tatnacht, sagte Anwalt John Henry Browne. Der Stabsunteroffizier könne sich an Einzelheiten vor und nach der Tat erinnern, aber nur an wenig während des mutmasslichen Tatzeitraums.

In den vergangenen Tagen hatten die Verteidiger erklärt, der 38-jährige Vater zweier Kinder sei Vorgesetzten, Angehörigen und Freunden als „besonnener, erfahrener Soldat“ bekannt gewesen.

Vierter Kriegseinsatz in Folge

Die Ursache der Tat war weiter unklar. Der Feldweibel war vor seinem Afghanistan-Einsatz bereits dreimal im Irak stationiert gewesen. Laut Medienberichten war er bestürzt, als er nach den aufreibenden Einsätzen auch noch nach Afghanistan geschickt wurde.

Kurz vor der Tat soll er schockiert auf die schwere Verletzung eines Kameraden durch eine Mine reagiert haben. US-Medien berichteten ausserdem über finanzielle Schwierigkeiten, in denen sich der 38-Jährige befunden haben soll. Berichte über Alkohol- und Eheprobleme des Mannes wiesen die Anwälte zurück.

Die Gattin des mutmasslichen Täters sprach den Hinterbliebenen der Opfer ihr Beileid aus. Auch sie wolle wissen, was passiert sei, hiess es am Montag in ihrer von einem Anwalt veröffentlichten Erklärung. Was sie in den Medien gelesen habe, passe in keiner Weise zum Charakter des Mannes, den sie kenne und bewundere.

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