Der in Den Haag wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagte serbische Ultranationalist Vojislav Seselj soll nach dem Willen der Anklage 28 Jahre ins Gefängnis.
Dieses Strafmass forderte am Mittwoch Staatsanwalt Mathias Marcussen vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien. Seseljs Plädoyer ist für kommenden Montag vorgesehen.
Laut Marcussen, der am Montag mit seinem Plädoyer begonnen hatte, gibt es für die vom Angeklagten verübten Verbrechen keine mildernden Umstände. Er sei „verantwortlich für das Leid zehntausender Opfer, die vertrieben, ermordet, festgenommen, gefoltert und vergewaltigt wurden“.
Der Führer der Serbischen Radikalen Partei hatte sich im Februar 2003 freiwillig dem Strafgericht in Den Haag gestellt und auf unschuldig plädiert. Der eigentliche Prozess hatte im November 2007 begonnen.
Seselj werden unter anderem Verbrechen in Bosnien und Kroatien während der dortigen Kriege zwischen 1991 und 1993 zur Last gelegt. Diese richteten sich nach Überzeugung der Anklage vor allem gegen Kroaten und Muslime und hatten eine „ethnische Säuberung“ zugunsten eines grossserbischen Staates zum Ziel.
Für dieses „kriminelle Projekt“ habe Seselj mit dem 2006 im Gefängnis des Tribunals gestorbenen jugoslawischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic und dem 2008 gefassten früheren bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic zusammengearbeitet.
Der 57-jährige Angeklagte, der sich vor Gericht selbst verteidigt, wurde seit Januar wegen gesundheitlicher Probleme mehrfach ins Spital gebracht. Nach Angaben seiner Partei leidet er unter anderem an Herzschwäche.