Die mit ihrer Kritik an überrissenen Managerlöhnen bekannt gewordene Anlagestiftung Ethos expandiert, um ihren Anliegen mehr Gehör zu verschaffen. Sie gründet einen Verein für Nachhaltigkeit in der Wirtschaft. Damit öffnet sich Ethos gegenüber Privaten.
Bisher hätten Privatpersonen bei Ethos nicht mitmachen können, sagte Ethos-Direktor Dominique Biedermann am Freitag vor den Medien in Zürich. Denn die Ethos Stiftung sei auf Pensionskassen und institutionelle Anleger beschränkt.
Ethos wurde 1997 in Genf als Stiftung gegründet mit dem Zweck, bei den Anlagetätigkeiten nachhaltige Entwicklung und vorbildliche Unternehmensführung zu fördern. Zudem sollte das Wirtschaften der Gesellschaft als Ganzes dienen und die Interessen der zukünftigen Generationen wahren.
Ethos machte in den letzten Jahren immer wieder Schlagzeilen mit ihrer Kritik an den Multimillionen-Boni von Managern und der Machtballung an den Konzernspitzen.
Öffnung gegenüber Privaten
15 Jahre nach der Gründung sei es nun an der Zeit, sich für Privatpersonen zu öffnen, welche die Anliegen von Ethos unterstützen wollten, sagte Biedermann. Mit der Gründung des Vereins Ethos Académie erhielten Privatleuten die Möglichkeit, zu einer gesunden und stabilen Wirtschaft beizutragen.
Als Präsidenten hat der Verein den ehemaligen Tessiner FDP-Ständerat und Schweizer Europarats-Abgeordneten Dick Marty gewonnen. Als Themenkreise nannte Marty beispielsweise Korruption, das unterentwickelte Verständnis für Whistleblowing in der Schweiz oder die Verantwortung von Schweizer Konzernen für das Verhalten ihrer Tochtergesellschaften im Ausland.
Finanzieren will sich der nicht gewinnorientierte Verein durch Mitgliederbeiträge und Spenden. Die Gelder sollen Projekten zur Sensibilisierung der Zivilgesellschaft zugute kommen.
Als Startfinanzierung spendet die Ethos Stiftung 50’000 Fr. für die Académie. Ausserdem steuert Biedermann die 50’000 Fr. Preisgeld des Preises der Landis & Gyr-Stiftung bei, der ihm gleichentags verliehen wurde.