Bei mehreren Anschlägen auf Schiiten sind im Irak am Donnerstag mindestens 78 Menschen getötet worden. In der Hauptstadt Bagdad kamen bei Bombenexplosionen mindestens 30 Menschen ums Leben. Im Süden des Landes starben bei einem Selbstmordanschlag auf schiitische Pilger 48 Menschen.
Ein mit einem Sprengstoffgürtel ausgerüsteter Selbstmordattentäter habe in Batha bei Nassirija im Süden des Landes mindestens 48 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt, teilten die Gesundheitsbehörden der Provinz Dhi Kar mit. Die Pilger waren auf dem Weg zum Heiligen Schrein von Kerbela gewesen.
In Bagdad waren zuvor in dem mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadtteil Kadhimija zwei Autobomben explodiert. Behördenangaben zufolge wurden mindestens 18 Menschen getötet. Laut Mitarbeitern einer Klinik wurden mehr als 60 Menschen verletzt.
Im Schiitenviertel Sadr City detonierte eine an einem Motorrad befestigte Bombe in der Nähe einer Bushaltestelle, wie die Polizei mitteilte. Unmittelbar darauf sei eine am Strassenrand versteckte Bombe explodiert.
Dabei wurden laut Polizei mindestens 12 Menschen getötet. Viele der Opfer seien Tagelöhner gewesen, die auf dem Weg zur Arbeit auf einen Bus gewartet hätten.
Schwere politische Krise
Die Anschläge hätten darauf abgezielt, „religiöse Zwietracht zwischen den Irakern zu säen“, sagte der Militärsprecher Kassim al-Mussawi in Bagdad. Zu den offenbar koordinierten Bluttaten bekannte sich niemand.
Beobachter im Irak sehen einen Zusammenhang zwischen der Zunahme der Terroranschläge und der schweren politischen Krise, in die der Irak nur wenige Woche nach dem Abzug der letzten US-Truppen aus dem Land geraten ist. Die Krise ist von den Differenzen zwischen Sunniten und Schiiten geprägt.
Mitte Dezember hatte die sunnitische Irakija-Fraktion, die mehrere Minister der Einheitsregierung stellt, einen Boykott von Regierung und Parlament beschlossen. Kurz darauf erliess ein Richtergremium Haftbefehl gegen den sunnitischen Vize-Präsidenten Tarek al-Haschemi.
Die Lage schien sich zuletzt aber leicht zu entspannen: Die neun Irakija-Minister sollten nicht für abgesetzt erklärt werden, sondern würden als „beurlaubt“ angesehen, sagte ein Berater des irakischen Regierungschefs Nuri al-Maliki am Mittwoch.