Die Regierungstruppen und die bewaffnete Opposition haben am Freitag gezeigt, dass die Waffenruhe in Syrien bislang nur auf dem Papier existiert. Nach Angaben der Staatsmedien und der Regimegegner detonierten drei Sprengsätze in Damaskus und Banias.
Landesweit starben nach unbestätigten Berichten 20 Menschen, darunter drei Angehörige der Sicherheitskräfte. Der folgenreichste Anschlag wurde im historischen Damaszener Viertel Al-Midan verübt.
Nach Angaben von Spitalärzten kamen zehn Menschen ums Leben. Die staatlichen Medien berichteten, ein Mann habe sich um die Mittagszeit neben einer Moschee im al-Midan-Viertel in die Luft gesprengt.
In dem vorwiegend von sunnitischen Muslimen bewohnten Viertel hatte es seit Beginn des Aufstandes gegen Präsident Baschar al-Assad jeweils nach dem Freitagsgebet mehrfach Demonstrationen gegen das Regime gegeben. Dass der Anschlag von Regimegegnern verübt wurde, gilt daher als wenig wahrscheinlich.
Bereits zuvor hatte sich nach Angaben der oppositionellen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London in einem Industriegebiet von Damaskus eine Explosion ereignet. Angaben zu möglichen Opfern dort lagen jedoch nicht vor.
Im Dezember und im Januar waren bei Selbstmordanschlägen in Damaskus rund 70 Menschen getötet wurden. Die Behörden machten „terroristische Gruppen“ dafür verantwortlich.
Erneut Demos
In der nördlichen Stadt Aleppo, der Region Hama und der Provinz Idlib demonstrierten erneut Tausende gegen das Assad-Regime. Motto der Proteste war eine Koran-Sure. Sinngemäss übersetzt bedeutet sie: „Gottes Wille wird geschehen, deshalb versuche nicht, es zu beschleunigen.“
Trotz der Gewalt und der Proteste gingen die Vorbereitungen für die Parlamentswahl am 7. Mai weiter. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, 7195 Kandidaten hätten sich registrieren lassen.
UNO-Beobachter treffen ein
Derzeit befindet sich ein kleiner Voraustrupp von UNO-Mitarbeitern zur Vorbereitung einer Beobachtermission in dem Land. Sie soll eine mit Assads Führung vereinbarte Waffenruhe überwachen, die allerdings brüchig ist. Ziel ist eine rasche Aufstockung der Mission auf 300 Mitarbeiter.
Der Sprecher der UNO-Militärbeobachter in Damaskus, Neeraj Singh, sagte, von den insgesamt 15 Beobachtern hielten sich inzwischen zwei dauerhaft in der Provinz Daraa auf, zwei weitere in Homs und zwei in Hama.