Nach dem Autobomben-Anschlag im Zentrum der türkischen Hauptstadt Ankara am Sonntagabend hat die Suche nach den Hintermännern begonnen. Zu dem Anschlag hat sich bisher niemand bekannt. Die Zahl der Todesopfer stieg unterdessen auf 37.
Drei Schwerverletzte seien in der Nacht in Spitälern gestorben, sagte Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu am Montagmorgen. 17 der mehr als 120 Verletzten seien noch auf der Intensivstation. Unter den Toten sei mindestens ein Selbstmordattentäter. Ob auch Schweizer Opfer darunter sind, klärt das Aussendepartement (EDA) in Bern ab.
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu, der eine für Dienstag geplante Reise nach Jordanien verschob, sagte, es gebe «konkrete Informationen über die Terrororganisation, die diesen feigen Angriff ausgeführt hat». Die Ermittlungen würden so bald wie möglich abgeschlossen. Das Ergebnis werde dann mitgeteilt.
Der Anschlag sei von mindestens einem oder vermutlich sogar von zwei Selbstmordattentätern verübt worden, hiess es. Er oder sie hätten sich in einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug in der Nähe einer belebten Bushaltestelle in die Luft gesprengt.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Anschlag scharf. Den Familien der Opfer sprach Ban laut Mitteilung der Vereinten Nationen aus der Nacht zum Montag sein Beileid aus.
Zweiter Anschlag innert einem Monat
Erst vor knapp einem Monat hatte in Ankara ein Selbstmordattentäter ebenfalls eine Autobombe gezündet und 29 Menschen mit in den Tod gerissen. Zu dieser Tat bekannte sich die aus der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hervorgegangene Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK). Die TAK hatte damals zugleich weitere Anschläge angekündigt. Für die Tat vom Sonntag übernahm zunächst keine Gruppe die Verantwortung.
Die Explosion ereignete sich am zentralen Kizilay-Platz, der ein Knotenpunkt des Nahverkehrs ist. Ala sagte, der Anschlag habe auf Zivilisten abgezielt. Die US-Botschaft hatte erst am Freitag vor einem drohenden Anschlag in einem Viertel in der Nähe des Anschlagsorts gewarnt und dazu aufgerufen, die Gegend zu meiden.
Die australische Aussenministerin Julie Bishop teilte mit, der australische Botschafter sei dem Anschlag nur knapp entgangen. James Larsen habe sich zum Zeitpunkt der Explosion 20 Meter vom Anschlagsort entfernt in seinem Wagen befunden.
Nachrichtensperre verhängt
Die türkische Regierung verhängte am Sonntagabend eine Nachrichtensperre über den Anschlag, die aber nicht offizielle Verlautbarungen betrifft. Türkische Medien berichteten, ein Gericht in Ankara habe eine Sperre für soziale Medien verfügt, nachdem dort Fotos zu dem Anschlag geteilt worden seien. Internetnutzer berichteten von Problemen, Twitter und Facebook aufzurufen.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan teilte mit, die Terroranschläge der jüngsten Zeit zielten auf die «Integrität unseres Landes» ab. Er kündigte an, den Kampf gegen den Terrorismus fortzuführen und den Terrorismus «in die Knie zu zwingen». Die EU, die USA und die NATO sicherten der Türkei ihre Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus zu. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin – ein Gegner Erdogans – verurteilte die Anschläge.
Die Gewalt in der Türkei eskaliert im kurdischen Südosten des Landes, sie erfasst aber zunehmend auch die Metropolen. Am 12. Januar hatte sich in Istanbul ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Diese Tat wurde der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zugeschrieben.