Seit sich in der Türkei die Terroranschläge mehren, verläuft für die Reiseveranstalter das Türkei-Geschäft schleppend. Der jüngste Anschlag auf den Flughafen von Istanbul droht nun auch das Last-Minute-Geschäft zu verderben, das in den letzten Wochen gut anlief.
Das Geschäft mit Reisen in die Türkei darbt bereits seit einiger Zeit vor sich hin. «Gegenüber dem Vorjahr liegt der Buchungsstand zweistellig im Minus», sagte Kuoni-Sprecher Marcel Schlatter auf Anfrage. Auch bei Hotelplan Suisse liegen die gebuchten Reisen in die Türkei derzeit rund 70 Prozent tiefer als im Vorjahr.
Die Schweizer Reiseveranstalter hatten die Türkei als Sommerferiendestination jedoch noch nicht ganz abgeschrieben. In den vergangenen zwei, drei Wochen mauserte sich das Land zur «Last-Minute-Badeferiendestination». «Es gab kurzfristige Buchungen von Badeferien in der Südtürkei», sagte Hotelplan-Suisse-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir am Mittwoch.
Auch bei Kuoni zeichnete sich in den vergangenen Tagen eine leichte Erholung beim Badeferiengeschäft ab. Allgemein buchen die Kunden im laufenden Jahr wegen der latenten Terror-Bedrohung eher kurzfristig. Ein weiterer Grund für die Last-Minute-Entscheide ist das bisher schlechte Wetter in der Schweiz.
Nach dem neuesten Anschlag am Flughafen von Istanbul dürften aber auch die kurzfristigen Sommerferien-Buchungen zurückgehen. Die Beliebtheit des Reiseziels Istanbul befindet sich bereits seit mehreren Monaten im Sinkflug.
Istanbul «nicht mehr top»
In den letzten zwei Jahren war Istanbul zwischenzeitlich zur Top-Städtereise-Destination aufgestiegen und wurde immer beliebter. Die Terroranschläge in Istanbul und Ankara mit insgesamt über 200 Toten, die seit vergangenem Herbst verübt wurden, stoppten diesen Trend. Der Terrorangriff auf den Atatürk-Airport markiert den vierten schweren Anschlag in Istanbul seit Jahresbeginn.
Als Städtereisedestination sei Istanbul deshalb bereits vor dem jüngsten Anschlag markant rückläufig gewesen, sagte die Hotelplan Suisse-Sprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Der Rücklauf im Vergleich zum Vorjahr bewege sich im zweistelligen Minusbereich. Pro Woche buche höchstens «eine Handvoll» Personen bei ihnen eine Istanbul-Reise.
Unter der Angst vor Terroranschlägen leide aber nicht nur die türkische Metropole. Auch für die klassischen Top-Destinationen wie Paris, London und Berlin verzeichnet Hotelplan Suisse einen deutlichen Einbruch bei den Besucherzahlen. Die Angst vor Anschlägen lasse die Touristen grosse Städte meiden.
«Die Leute bevorzugen im Moment kleinere Städte», so Huguenin-dit-Lenoir. Oder sie reisten in den Norden, nach Oslo oder Stockholm, wo sie sich sicherer fühlten.
Kostenlose Stornierung
Kuoni hat derzeit rund ein knappes Dutzend Gäste in Istanbul. «Glücklicherweise dürften sie alle unversehrt geblieben sein», schreibt Schlatter. Hotelplan Suisse hat derzeit keine Kunden vor Ort. Erst nächste Woche hätten zwei Personen wieder eine Istanbul-Reise bei ihnen gebucht, so die Sprecherin.
Annullationen von Istanbul-Reisen seien bei Hotelplan Suisse bisher keine eingegangen. Das liege aber auch daran, dass derzeit die normalen Annullationsbedingungen gelten. Gebuchte Reisen werden erst zurückerstattet, wenn das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten ausdrücklich von Reisen in ein Land abrät, was derzeit für die Türkei nicht der Falls ist.
Kuoni bietet «vor dem Hintergrund des neuen Anschlags am Flughafen Atatürk» für Abreisen nach Istanbul bis zum 31. Juli 2016 kostenlose Umbuchungen und Stornierungen an. Für alle anderen Türkei-Reisen greifen die allgemeinen Geschäftsbedingungen. Davon Gebrauch gemacht hat laut dem Kuoni-Sprecher bisher noch niemand.