Tausende Russen sind am Samstag in Moskau auf die Strasse gegangen, um das vom Kreml gebilligte Verbot der Adoption russischer Kinder durch US-Bürger zu unterstützen. Kinderschutz müsse zur neuen nationalen Aufgabe erhoben werden, forderten Redner auf einer Bühne.
Beobachter sprachen von einer „antiamerikanischen Protestkundgebung fast wie zu Sowjetzeiten“. Vertreter regierungsnaher Verbände appellierten an Präsident Wladimir Putin, für Kinder „noch mehr zu tun“. Zwischen den Reden wurden patriotische Lieder eingespielt.
Laut Medien sollen zahlreiche Demonstranten mit einer „Teilnahmeprämie“ von 400 Rubel (12 Franken) von den staatstreuen Organisatoren „motiviert“ worden sein.
Moskau hatte zu Jahresbeginn Adoptionen russischer Kinder durch US-Familien verboten. Grund waren mehrere Todesfälle. Kritiker werfen Putin aber vor, Waisen zum Spielball der Politik zu machen, und beklagen schlimme Zustände in russischen Kinderheimen.
Parallel zur Kundgebung der Kreml-Anhänger protestierten in Moskau Hunderte Putin-Gegner gegen steigende Preise. Dem vom Staat besetzten Aspekt Kinderschutz könne die Opposition derzeit aber wenig entgegensetzen, bemerken Beobachter. Staatstreue Kräfte wollten mit dem hochemotionalen Thema von anderen Problemen ablenken, meinen sie.
Adoptiveltern entlastet
Inzwischen entlasteten amerikanische Gerichtsmediziner nach dem Tod eines russischen Jungen in den USA dessen Adoptiveltern. Die Regierung in Moskau reagierte am Samstag jedoch mit Skepsis auf die Einstufung des Todes als „Unfall“ und verlangte eine Übergabe sämtlicher Unterlagen zu dem Fall.
Der Tod des dreijährigen Maxim sei ein „Unfall“ gewesen, hiess es in dem am Freitag (Ortszeit) veröffentlichten Autopsiebericht. Der Sheriff des Bezirks Ector im US-Bundesstaat Texas erklärte, die Ermittlungen zu Maxims Tod würden fortgeführt.
Das Kind war im Januar bewusstlos im Garten der Adoptiveltern gefunden worden und später im Spital gestorben. Den Adoptiveltern droht trotz der Entlastung durch den Autopsiebericht ein juristisches Nachspiel: Da sie das Kind alleine im Garten liessen, könnte ihnen Vernachlässigung vorgeworfen werden.
Ein Sprecher des US-Aussenministeriums erklärte, die Regierung sei „betrübt über diese schreckliche Tragödie“. Solange aber die Ermittlungen der texanischen Behörden nicht abgeschlossen seien, sei es zu früh, Schlüsse zu ziehen. Vier Ärzte hatten Maxim obduziert, nachdem aus Russland Vorwürfe erhoben worden waren, die Adoptivmutter habe das Kind getötet.