Zwei der drei inhaftierten Frauen der russischen Band Pussy Riot fürchten um das Wohl ihrer Kinder. Um sie vor dem Zugriff der Behörden zu retten, beantragten die Verteidiger das Sorgerecht für Nadeschda Tolokonnikowas vierjährige Tochter Gera und Maria Aljochinas fünfjährigen Sohn Filipp.
Damit wollten sie vermeiden, dass die Kinder nach dem am Freitag erwarteten Urteil zu Pflegefamilien müssen, sagten die Anwälte dem kremlkritischen Magazin „The New Times“ vom Montag.
Den drei angeklagten Frauen drohen nach einer Protestaktion gegen Kremlchef Wladimir Putin in einer Kirche lange Haftstrafen wegen Rowdytums aus religiösem Hass.
Ihre Verteidiger befürchten auch, dass ihnen selbst die Zulassung entzogen werden könnte. „Mein Eindruck ist, dass dies unser letzter Job ist“, sagte die Anwältin Violetta Wolkowa. Sie beklagte sich über „ständige Schikanen der Staatsanwaltschaft“ und schwere Gesetzesverstösse durch die Richterin Marina Syrowa.
Ihr Kollege Mark Fejgin prangerte „Willkür“ an. Das Urteil werde an oberster Stelle gesprochen, sagte Fejgin.
Drohungen der Ermittler
Die Ermittler hätten der 24-jährigen Aljochina damit gedroht, ihr nach einer Verurteilung den Sohn wegzunehmen, sagte Fejgin, obwohl der Vater des Kindes nichts mit dem Prozess zu tun habe. Noch schwieriger sei die Lage für die 22-jährige Tolokonnikowa, da auch ihr Mann Pjotr Wersilow eine Festnahme fürchten müsse. Die dritte Angeklagte Jekaterina Samuzewitsch (30) hat keine Kinder.
In der sibirischen Stadt Nowosibirsk verurteilten unterdessen zwei Gerichte einen Künstler nach einer Plakataktion für Pussy Riot zu Geldbussen von umgerechnet jeweils 15 Franken. Artjom Loskutow hatte im März Plakate aufgehängt, die christlichen Ikonen nachempfunden waren.
Darauf war die Gottesmutter mit einer bunten Sturmhaube und Kleid gemalt – den Erkennungszeichen von Pussy Riot. Statt Jesus hatte sie ein Mädchen mit Zöpfen auf dem Schoss. Darüber hatte sich die einflussreiche russisch-orthodoxe Kirche beschwert.