Anzeigen gegen «Weltwoche» in Schweiz, Deutschland und Österreich

Das Bild eines Roma-Kindes mit Waffe auf der aktuellen Ausgabe der „Weltwoche“ hat Empörung und heftige Reaktionen ausgelöst. In der Schweiz, in Österreich sowie in Deutschland sind Anzeigen gegen das Schweizer Wochenmagazin eingegangen.

In der Kritik: Chefredaktor Roger Köppel und seine Weltwoche (Archiv) (Bild: sda)

Das Bild eines Roma-Kindes mit Waffe auf der aktuellen Ausgabe der „Weltwoche“ hat Empörung und heftige Reaktionen ausgelöst. In der Schweiz, in Österreich sowie in Deutschland sind Anzeigen gegen das Schweizer Wochenmagazin eingegangen.

Einer der Kläger ist der österreichische Journalist Klaus Kamolz. Er will mit der Anzeige ein „symbolisches Zeichen“ gegen die in seinen Augen durch die „Weltwoche“ betriebene „Pauschalverurteilung der Roma als Verbrecher“ setzen. Dies sagte er am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Kamolz will auch, dass die österreichischen Behörden von sich aus aktiv werden, handle es sich doch beim Tatbestand der Verhetzung nach österreichischem Recht um ein „Offizialdelikt“. Über die Anzeige von Kamolz hatten „Bund“ und „Tages-Anzeiger“ in ihrer Samstagsausgabe berichtet.

Auf dem Titel der am Donnerstag erschienen Ausgabe der „Weltwoche“ ist ein Kind abgebildet, das eine Waffe in die Kamera hält. Eingeführt wird der Artikel auf der Titelseite mit den Worten „Die Roma kommen: Raubzüge durch die Schweiz“.

Das Foto stammt vom italienischen Fotografen Livio Mancini. Es wurde gemäss Bildbeschrieb auf seiner Internetseite im Jahr 2008 auf einer Mülldeponie am Rande der kosovarischen Stadt Gjakova aufgenommen, wo Roma-Kinder mit ihren Familien leben und die giftige Abfallhalde als Spielplatz nutzen.

Anzeige auch in der Schweiz

Die Kombination von Titel und Bild war es auch, die eine im Kanton Baselland wohnhafte Frau bereits am Donnerstagvormittag dazu bewog, Anzeige gegen die „Weltwoche“ zu erstatten. Sie sehe die Anti-Rassismus-Strafnorm, Artikel 261 des Strafgesetzbuches, verletzt, sagte die Klägerin auf Anfrage.

Auf dem Internet-Kurznachrichtendienst Twitter wurde am Samstag ausserdem die Meldung verbreitet, wonach auch in Deutschland eine Klage im Zusammenhang mit der aktuellen Ausgabe der „Weltwoche“ eingereicht worden sei.

Die Jungen Grünen bezeichnen das Titelbild in einem offenen Brief an „Weltwoche“-Chefredaktor Roger Köppel als „völlig daneben“. Mit dem Bild solle suggeriert werden, dass „alle Romas kriminell und asozial“ seien. „Das ist verletzend und erniedrigend“, so das Fazit der Jungpartei.

Auch der Schweizer Medienrechtsexperte Peter Studer stört sich an der Botschaft des Fotos. „Es ist ein unerhörtes Bild“ mit „rassistischen Zügen“, sagte Studer gegenüber „Radio 1“. Er könne nicht begreifen, dass Köppel so etwas gemacht habe. Ansonsten sei der Bericht aber „sehr gut dokumentiert“.

Gut: Kein Verständnis für Empörung

Philipp Gut, stellvertretender Chefredaktor der „Weltwoche“ und Co-Autor des Hauptartikels, kann die Empörung über das Bild nicht nachvollziehen, wie er auf Anfrage schriftlich mitteilte. Die Aufnahme symbolisiere „den Umstand, dass Roma-Banden ihre Kinder für kriminelle Zwecke missbrauchen“, so Gut.

Der eigentliche Skandal sei, dass sich keiner der „Empörten“ gegen diesen Missbrauch ausgesprochen habe. Zum Inhalt der Artikel schrieb Gut, diese brächten ein „gravierendes Problem ernsthaft und differenziert zur Sprache“. Die Recherchen würden auf „Zahlen und Fakten der Behörden sowie von Roma-Organisationen selber beruhen“.

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