Der deutsche Aussenminister und amtierende Vorsitzender der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Frank-Walter Steinmeier, hat am Internationalen Holocaust-Gedenktag zum Einsatz gegen Rassismus und Intoleranz aufgerufen.
«Dieser Tag mahnt uns, uns des Schicksals der Flüchtlinge bewusst zu sein, die heute in Europa Zuflucht vor Verfolgung, Hass, Krieg und Terror suchen», sagte er nach einer Mitteilung des OSZE-Menschenrechtsbüros in Warschau vom Mittwoch.
Gleichzeitig müssten die Sorgen ernst genommen werden, die mit der Ankunft einer so grossen Gruppe von Menschen verbunden seien. «Wenn sich Juden und Menschen unterschiedlicher Religionen und Überzeugungen in Europa nicht sicher fühlen können, kann sich niemand von uns sicher fühlen», betonte Steinmeier. Der Kampf gegen Antisemitismus sei eines der vorrangigen Ziele des deutschen OSZE-Vorsitzes in diesem Jahr.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker forderte ebenfalls einen entschlossenen Kampf gegen Antisemitismus in Europa. Die EU-Staaten könnten «nicht hinnehmen», dass sich Juden aus Furcht vor Angriffen oder Übergriffen verstecken müssten, erklärte Juncker in Brüssel. «71 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz ist dies schlicht unerträglich.»
Der Schweizer Bundespräsident Johann Schneider-Ammann befürchtet, dass es Holocaust-Leugner auch künftig geben werde. Dennoch glaube er fest an die Notwendigkeit, geschlossen für eine Welt einzutreten, in welcher die Würde aller Menschen geachtet werde. «Und ich glaube fest an die Kraft der Solidarität, der Menschlichkeit, der Erinnerung», heisst es in der Grussbotschaft des Bundespräsidenten.
Gedenken in Auschwitz
Mehr als 80 ehemalige Auschwitz-Häftlinge gedachten auf dem Gelände des früheren deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau der Opfer der nationalsozialistischen Massenmorde. «Auschwitz ist und bleibt eine grosse Warnung, was geschehen kann, wenn internationales Recht gebrochen wird und die internationale Gemeinschaft nicht reagiert», sagte der polnische Präsident Andrzej Duda.
Am Vormittag hatten Häftlinge Blumen an der sogenannten Todeswand von Auschwitz niedergelegt, an der tausende Häftlinge erschossen wurden. «Die junge Generation muss sich erinnern, was damals geschah», sagte der ehemalige Auschwitz-Häftling Eugeniusz Dabrowski.
«Tragt die Erinnerung weiter, reicht sie weiteren Generationen», forderte auch der 86-jährige Asher Aud aus Israel, der das Lodzer Ghetto und Auschwitz-Birkenau überlebt hatte. «Ich wünschte mir, dass unsere Geschichte und die Lehre daraus als Echo durch Jahrhunderte klingt», sagte er.
Die Vereinten Nationen haben den 27. Januar zum Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus ausgerufen. Am 27. Januar 1941 hatten Soldaten der Roten Armee rund 7500 überlebende Häftlinge von Auschwitz-Birkenau befreit.