Nach jahrelanger Spekulation ist Apple jetzt offenbar die Lust auf ein eigenes Fernsehgerät vergangen. Einen Online-TV-Service soll es aber trotzdem geben.
Ein Fernsehgerät von Apple, über das seit Jahren spekuliert wurde, ist laut einem Zeitungsbericht definitiv vom Tisch. Der Konzern habe das Projekt auf Eis gelegt, schreibt das «Wall Street Journal».
Apple habe vor über einem Jahr nach fast einem Jahrzehnt Entwicklung entschieden, dass man nicht genug innovative Funktionen bieten könne, um sich in den scharf umkämpften Markt zu begeben, berichtete die Zeitung am späten Montag unter Berufung auf informierte Personen.
Apple wolle aber nach wie vor einen Online-TV-Service entwickeln. Der iPhone-Konzern setze dafür jedoch auf eine Weiterentwicklung seiner Zusatz-Box Apple TV. Das Portal 9to5Mac berichtete, Apple plane für die kleine Settopbox ein grosses Update. So solle die Box mit der Spracherkennung Siri gesteuert werden können. Ausserdem werde Apple TV für Apps von Drittanbietern geöffnet werden.
Durchsichtiges Display
Gerüchte über einen Apple-Fernseher schwirrten schon seit Jahren herum. In diversen Medienberichten war von Prototypen und Zeitplänen die Rede – doch ein Gerät kam nie auf den Markt.
Das Geschäft mit Fernsehgeräten wird von südkoreanischen und chinesischen Herstellern beherrscht, die Grösse verschafft ihnen enorme Kostenvorteile. Apple habe in den Markt mit einem Gerät mit besonders scharfen Bildern dank hoher Ultra-HD-Auflösung einsteigen wollen, schrieb das «Wall Street Journal». Inzwischen kommen immer mehr solcher Fernseher zu stetig sinkenden Preisen in den Handel.
Ausserdem sei geplant gewesen, den Apple-Fernseher mit Kameras für Videotelefonie zu versehen. Mitte des vergangenen Jahrzehnts hätten Apple-Ingenieure auch ein futuristisches Display entwickelt, das in ausgeschaltetem Zustand durchsichtig war – aber dank Lasern auch Bilder anzeigen konnte. Die Technologie habe aber eine ungenügende Bildqualität bei zu hohen Stromverbrauch gehabt.
Aktie «dramatisch unterbewertet»
Apple-Investor Carl Icahn erklärte am Montag, er glaube weiterhin, dass Apple im kommenden Jahr ins Geschäft mit TV-Geräten und zum Jahr 2020 in den Automarkt einsteigen werde.
Icahn, der zu den zehn grössten Apple-Aktionären zählt, drängt Apple zu einer abermaligen Aufstockung des milliardenschweren Aktien-Rückkaufprogramms. Der Anteilsschein von Apple sei «immer noch dramatisch unterbewertet», schrieb der Milliardär in einem offenen Brief an Apple-Chef Tim Cook.
Es sei Zeit für einen deutlich grösseren Aktienrückkauf. Apple hatte erst im April sein Rückkauf-Programm von im Vorjahr angekündigten 90 Milliarden auf 140 Milliarden Dollar erhöht und zugleich die Quartalsdividende um 11 Prozent angehoben.
Diese oft zur Kurspflege genutzten Massnahmen reichten aber nicht aus, schrieb Icahn. Das Papier müsse eigentlich bei 240 Dollar gehandelt werden und damit mehr als 100 Dollar höher als derzeit. Denn es sei noch nicht eingepreist, dass Apple nach seiner Ansicht in den Fernseh- und den Automarkt einsteigen werde.
Kurs steigt
Als Reaktion auf den Brief legte der Aktienkurs von Apple 1,3 Prozent auf 130,50 Dollar zu. Seit Icahn im Oktober erstmals von einer Unterbewertung sprach, hat sie ein Viertel an Wert gewonnen.
Icahn, der auch anderswo immer wieder lautstark solche aktionärsfreundlichen Massnahmen fordert, drängt Apple seit Längerem, die riesigen Barmittelbestände zugunsten der Anteilseigner zu verwenden.