Apple steigt ins Geschäft mit Computeruhren ein. Konzernchef Tim Cook präsentierte am Dienstag die seit langem erwartete Apple Watch. Sie soll verschiedene Smartphone-Funktionen übernehmen.
Es ist der erste Vorstoss des Konzerns in eine neue Produktkategorie seit dem iPad-Tablet vor über vier Jahren.
Ausserdem stellte Apple zwei iPhone-Modelle mit deutlich grösseren Bildschirmen und ein mobiles Bezahlsystem vor, das der herkömmlichen Brieftasche Konkurrenz machen soll.
Die Uhr war jedoch die wichtigste Neuheit des Abends. Sie soll zum Beispiel das Wetter anzeigen, als Stoppuhr dienen und Gesundheitsdaten sammeln. Man kann Anrufe starten, Kurznachrichten diktieren und auch die Musik-Wiedergabe steuern.
Die Uhr neu definiert
Die Uhren können auch direkt untereinander kommunizieren. «Wir glauben, dass dieses Gerät neu definieren wird, was die Menschen von dieser Produktkategorie erwartet», sagte Cook.
Die Uhr soll es in zwei Grössen geben, sie hat einen quadratischen Bildschirm mit abgerundeten Ecken. Mit Rücksicht auf das kleine Display sei eine komplett neue Bedienung entwickelt worden. Die einzelnen Apps werden mit runden Symbolen angezeigt.
In die Steuerung ist der typische Drehknopf an der Seite eingebunden. Er dient zur Navigation auf dem Bildschirm und übernimmt auch die Rolle des iPhone-typischen Home-Buttons. In einer Version ist das Gehäuse vergoldet.
Die Funktionen der Uhr erinnern an bisherige Modelle unter anderem von Samsung, LG und Motorola. Bei aktuellen Computeruhren kritisierten Branchenbeobachter oft die Bedienung und die Batterielaufzeiten.
Es wird sich zeigen, ob es Apple gelang, die Vision eleganter umzusetzen. Cook muss mit der Computeruhr beweisen, dass er die Fussstapfen seines grossen Vorgängers Steve Jobs ausfüllen kann.
Grössere Bildschirme, schnellerer Rechner
Apple präsentierte auch wie erwartet zwei neue iPhone-Modelle mit Display-Diagonalen von 4,7 und 5,5 Zoll (knapp 12 und knapp 14 cm). Sie heissen iPhone 6 und iPhone 6 Plus. «Sie sind grösser, sie sind viel grösser», sagte Marketingchef Phil Schiller.
Konkurrierende Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android haben schon länger grössere Displays. Apple sperrte sich bisher gegen diesen Trend. Der Konzern begründete dies mit einer schlechteren Bildqualität auf grösseren Displays sowie der Notwendigkeit, das Smartphone leicht mit einer Hand bedienen zu können.
Die neuen iPhones sind mit 6,9 und 7,1 Millimetern etwas dünner als das vorherige iPhone 5s. Der Prozessor soll um 25 Prozent schneller laufen und die Batterie zum Teil deutlich länger halten. Das Display des grösseren Modells hat eine Auflösung von 1920 mal 1080 Bildpunkten wie bei einem HD-Fernseher.
Damit man auch auf dem grossen Bildschirm mit einer Hand an die obere Menüleiste herankommt, liess sich Apple einen Trick einfallen. Durch einen Doppel-Klick auf den Home-Button rutscht die obere Kante des Bildes in die Mitte.
Das iPhone ist das wichtigste Apple-Produkt. Es macht rund die Hälfte des Geschäfts des Konzerns aus. Apples Anteil am weltweiten Smartphone-Markt war zuletzt auf zwölf Prozent abgerutscht. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Apple mit den neuen Modellen im Weihnachtsgeschäft deutlich aufholen dürfte.
Bezahlsystem mit iPhone 6
Die digitale Geldbörse im neuen iPhone 6 ist als Alternative zu Bankkarten und Bargeld gedacht. Damit soll es reichen, das Telefon an das Lesegerät an der Kasse zu halten und die Zahlung per Fingerabdruck auf dem iPhone-Sensor zu bestätigen.
Das System heisst Apple Pay. Es nutzt wie erwartet den Nahfunk-Standard NFC, auf den die Finanzbranche bei mobilen Bezahldiensten setzt.
Apple sammle dabei keine Daten, betonte iTunes-Chef Eddy Cue. «Apple weiss nicht, was Sie gekauft haben, wo Sie es gekauft haben und wie viel Sie dafür bezahlt haben.» Auch mit dem Händler würden dabei keine Karten-Informationen geteilt.
Ausgerechnet an dem wichtigen Abend leistete sich Apple eine Panne: Der Live-Stream im Internet brach immer wieder zusammen. Es war das erste Mal, dass Apple solche massiven Probleme bei einer Übertragung hatte.