In Lausanne ist derzeit das grösste Aquarium der Schweiz im Bau. Das ambitionierte Projekt Aquatis widmet sich den Flüssen und Seen der Welt und den darin lebenden Süsswasser-Fischen und Reptilien.
Bislang macht vor allem das markante Gebäude im Norden von Lausanne, nahe der Autobahn, von sich reden: Die 100’000 Aluminium-Plättchen an der Aussenhülle glitzern in der Sonne wie die Schuppen eines Fisches. Im Gebäude sind die ersten Tiere angekommen.
Ein Alligatorhecht gleitet sanft in einem der provisorischen Wasserbecken. Der einen Meter lange Süsswasserfisch hat eine lange Reise hinter sich. Er kam per Flugzeug von einem Aquarium in Singapur in die Niederlande und wurde danach mit einem Lastwagen in die Schweiz gebracht.
Der Fisch unternahm die Reise alleine, um die Route zu testen. «Es klappte super», freut sich Angélique Vallée-Sygut, Direktorin von Aquatis und frühere Projektleiterin des Ozean-Museums von Monte Carlo. Nun wartet der Alligatorhecht auf seine neun Artgenossen.
Fische unter Quarantäne
Noch sind von den rund 50 Aquarien nur Beton-Bauten zu sehen, die ersten angekommenen Tiere befinden sich deshalb in 30 Wassertanks, allesamt in Quarantäne. Damit soll vermieden werden, dass sie Keime in die brandneuen Aquarien einschleppen.
In einem Tank befinden sich beispielsweise Rochen mit ihren drei Jungtieren, die vor zwei Wochen zur Welt kamen. «Der Transport von Fischen ist heikel», sagt Direktorin und Biologin Vallée-Sygut. «Je grösser das Tier, desto schwieriger die Reise.»
Rund um die Quarantäne-Zone sind die Bauarbeiten in vollem Gang. Ohne die Erklärungen der Direktorin liessen sich die Wasserbecken noch nicht erahnen. Erste Baumstämme werden an ihren Platz im späteren Aquarium gebracht. Im künftigen Zuhause der Rochen wird der Beton abgeschliffen, um später die Wasser-Abdichtung anzubringen.
Ambitionierte Besucherzahlen
Das Projekt Aquatis, ein grosser Komplex mit Aquarien sowie einem Hotel, ist sehr ambitioniert. Es soll im ersten Betriebsjahr 450’000 Besucherinnen und Besucher anlocken, in den Jahren danach wird mit 380’000 Besuchern gerechnet.
Das ist deutlich mehr als beispielsweise das im Frühling in Corsier-sur-Vevey eröffnete Chaplin-Museum, das mit 300’000 Eintritten pro Jahr rechnet. «Das Ziel ist klar erreichbar, das Produkt ist fantastisch und geht über das Präsentieren von lebendigen Tieren hinaus», sagt die Direktorin.
Nirgendwo sonst würden Süsswasserfische und Reptilien auf eine derart moderne Art gezeigt. Die Ausstellung wird sich über zwei Etagen ausdehnen. Der erste Stock widmet sich Europa und besonders der Rhone, vom Wallis bis zur Einmündung ins Mittelmeer.
Auf dem anderen Geschoss werden Fluss- und Seen-Welten aus Afrika, Asien und den tropischen Regionen des Amazonas gezeigt. «Das ist eine Reise über fünf Kontinente, mitsamt ihrer Süsswasser-Flora und -Fauna.»
Gegen 10’000 Tiere
Diese Binnengewässer seien oft verkannt, weshalb die Besucher viel entdecken könnten, betont Vallée-Sygut. Ob aus dem Malawisee in Ostafrika, dem Amazonas oder Mississippi: Gegen 10’000 Tiere werden bis Frühling 2017 in Lausanne zusammenkommen.
Das grösste Becken umfasst beinahe eine Million Liter Wasser. Unter diesem Bassin führt ein bogenförmiger Glastunnel durch. «Acht bis neun Meter Wasser werden sich über den Köpfen der Besucher befinden», sagt die Direktorin.
Aquatis will aber nicht nur unterhalten, sondern versteht sich auch als Ausbildungsstätte und als wissenschaftliche Plattform. Zudem soll auch auf die Gefährdung der Lebensräume wie beispielsweise durch Mikroschadstoffe hingewiesen werden.
Ab September wird in die Aquarien erstmals Wasser eingelassen, aber die Tiere werden erst im Januar darin schwimmen können. Während zwei Monaten muss der Beton geflutet werden, um ihn von Substanzen zu reinigen, die für die Fische giftig sind. Eröffnet wird das Aquarium im Frühling 2017, nach Ostern.