Erneut hat eine Waffenruhe im Jemen nicht zu einem Ende der Gewalt geführt. Zwar stellte die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition ihre Luftangriffe am Montag ein. In Tais und rund um die südliche Hafenstadt Aden gab es jedoch weiter Gefechte.
Die Militärkoalition hatte die fünftägige Waffenruhe einseitig ausgerufen. Dadurch sollten dringend benötigte Hilfslieferungen ermöglicht werden. Der Rebellenvertreter Mohammed Ali al-Huthi hatte erklärt, dass die UNO die Huthi-Rebellen nicht zu der Waffenruhe kontaktiert habe. Sie hätten daher weder Ja noch Nein sagen können.
Seit Beginn der Waffenruhe am Montag um 00.00 Uhr habe es keine neuen Luftangriffe der Militärkoalition gegeben, sagte ein Vertreter der regierungstreuen Volkswiderstandseinheiten, Saleh al-Andschaf, in Marib östlich der Hauptstadt Sanaa. In der Nacht gab es dort aber noch Gefechte, nachdem die Huthi-Rebellen Stellungen der Regierungstruppen angegriffen hatten.
Im Süden wird weiter gekämpft
Auch in der südlichen Provinz Tais gab es weiterhin Kämpfe. In der zweitgrössten Stadt Aden berichteten Einwohner, Huthi-Rebellen hätten die Viertel Mansura und Scheich Othman angegriffen. Von Mitternacht bis zum Morgen habe der Beschuss der Hafenstadt gedauert.
Die Nachrichtenagentur Saba, die den nach Saudi-Arabien geflohenen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi unterstützt, meldete, die Huthi-Miliz habe mehrere Wohnviertel in Dalea beschossen. Die Stadt liegt rund 170 Kilometer von Aden entfernt.
Auch aus der zentral gelegenen Provinz Marib und der Stadt Tais wurden Gefechte gemeldet. Ein Sprecher der Huthi war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu den Berichten zu erreichen.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die Huthi-Rebellen und ihre Verbündeten in der Armee auf, sich «zum Wohle aller Jemeniten» ebenfalls an die Feuerpause zu halten. Im Falle einer Verletzung der Waffenruhe sollten beide Seiten zudem «grösstmögliche Zurückhaltung» üben.
IKRK verlangt längere Feuerpause
Ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Sanaa forderte eine längere und stabile Feuerpause. Die derzeit vereinbarte sei für die Versorgung der Zivilbevölkerung zu kurz.
Die Huthi-Rebellen hatten im Januar mit Unterstützung von Truppen des früheren Präsidenten Ali Abdallah Saleh die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht.
Zusammen mit arabischen Verbündeten startete Riad daraufhin Luftangriffe, um den geflohenen Präsidenten Hadi wieder an die Macht zu bringen. Saudi-Arabien warf dem Iran immer wieder vor, die Rebellen im Jemen zu unterstützen. Unter UNO-Vermittlung waren im Mai und im Juli schon zwei Mal humanitäre Feuerpausen ausgerufen worden. Beide scheiterten.
Durch die Kämpfe und Luftangriffe im bitterarmen Jemen steht das Land seit Wochen vor dem Kollaps. Nahrung, Medizin und Treibstoff sind knapp. Erste Seuchen breiten sich aus. Seit März sind nach UNO-Angaben mehr als 3000 Menschen wegen des Konfliktes gestorben – über die Hälfte von ihnen waren Zivilisten.