Der Schweizerische Arbeitgeberverband warnt die Wirtschaftsführer und kritisiert Boni-Exzesse: Das durch Abzocker geschürte Misstrauen gefährde die zentralen Erfolgsfaktoren freier Arbeitsmarkt und unternehmerische Freiheit.
Verbandspräsident Valentin Vogt geizte am Arbeitgebertag 2013 in Zürich nicht mit Kritik an die eigenen Reihen: Es sei zu einfach, die Kritik an hohen Managerlöhnen und Verwaltungsratshonoraren als Ausdruck der Neidgesellschaft abzutun. Nach der wuchtigen Annahme der Abzocker-Initiative sei klar, dass die kritisierten Löhne von der Bevölkerung nicht mehr verstanden und akzeptiert würden.
Am schwersten wiege wohl, «dass manche Fehlleistungen auf den Führungsetagen nicht einmal den Bezug von Boni einschränken». Wenn der Zusammenhang von Entscheidungsmacht und Haftung aufgelöst werde, dann geraten «Grundfesten der Marktwirtschaft ins Wanken», sagte Vogt vor 250 Unternehmern, Politikern und Behördenvertretern.
Goldene Fallschirme und Handshakes oder die Topentschädigungen für gescheiterte Manager passten zur geforderten Eigenverantwortung und Risikobereitschaft der Bevölkerung «wie die Faust aufs Auge».
Vertrauen zurückgewinnen
Die öffentliche Meinung reagiere mit zunehmendem Misstrauen und setze die Wirtschaftsführer unter den Generalverdacht, in erster Linie Eigeninteressen und nicht jene der Volkswirtschaft insgesamt zu verfolgen, konstatierte Vogt.
Es sei primäre Herausforderung der Arbeitgeberpolitik, «das Vertrauen in unser verantwortliches Engagement für die übergeordneten Ziele der Gesellschaft zurückzugewinnen». So werde das «leidige Abzocker-Thema» erst zur Ruhe kommen, wenn der Zusammenhang zwischen Lohn und Leistung mit Bonus und Malus hergestellt und transparent werde.
Hiervon könnten sich auch die «global players» nicht heraushalten, sagte Vogt, der damit nicht zum ersten Mal eine kritischere Haltung als der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse zu Topsalären in Weltkonzernen einnimmt.
Konsequenzen ziehen
Verantwortung müsse auch in anderen Fragen gelebt werden: Wenn das Rentenalter erhöht werden solle, dann müssten die Arbeitgeber auch genügend ältere Arbeitnehmende beschäftigen, forderte Vogt.
Und die Personenfreizügigkeit werde nur verantwortungsvoll genützt, wenn die schweizerischen Arbeitsbedingungen strikt eingehalten und zuerst das inländische Arbeitskräftepotenzial bestmöglich ausgeschöpft werde. Dazu gehöre, dass die Unternehmen Ausbildung sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf förderten.
«Misstrauensgetriebene Regulierungs-Initiativen» stellten wichtige Schweizer Erfolgsfaktoren auf den demokratischen Prüfstand, warnte Vogt. Neben der 1:12-Initiative, der Mindestlohn-Initiative und den Zuwanderungs-Initiativen von SVP und ecopop erwähnte er das «wahrscheinliche Referendum» gegen die Ausweitung der Personenfreizügigkeit auf Kroatien und die Reform der Altersvorsorge.