Trotz des Frankenschocks ist die Arbeitslosenquote in der Schweiz im Mai um 0,1 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent gesunken. Dafür verantwortlich sind positive Saisoneffekte insbesondere im Bau und in der Hotellerie. Grund für eine Entwarnung gibt es nicht.
Laut den am Dienstag veröffentlichen Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) ging die Zahl der Arbeitslosen im Mai im Vergleich zum April zwar um rund 4800 Personen zurück, vor einem Jahr waren allerdings noch rund 6000 Arbeitslose weniger gezählt worden.
Saisoneffekte schönen die Zahlen
«Die konjunkturelle Verschlechterung ist damit deutlich sichtbar», stellte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim SECO an einer Telefonkonferenz fest. Positive Saisoneffekte hätten aber im Mai negative Konjunktureffekte überkompensiert.
Rückläufig im Vergleich zum April waren im Mai die Zahl der Langzeitarbeitslosen, jene der älteren Beschäftigten sowie die Jugendarbeitslosigkeit. Insbesondere bei den Jugendlichen haben sich aber die Zahlen im Vergleich zum Mai 2014 deutlich verschlechtert.
Unter den Folgen der Frankenaufwertung gelitten haben sowohl export- wie auch importorientierte Branchen. Die Arbeitslosenzahlen stiegen laut Zürcher dabei besonders stark im verarbeitenden Gewerbe, bei den Metallerzeugnissen, in der Elektrotechnik und im Bau. Uneinheitlich habe sich der Detailhandel entwickelt und konjunkturresistent sei das Gesundheitswesen gewesen.
Starker Anstieg Kurzarbeit
Nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses ist die Kurzarbeit im März nicht unerwartet stark angestiegen. Innert Monatsfrist rutschten rund 1500 Personen mehr in die Kurzarbeit. Das entspricht einem Anstieg um 41 Prozent. In 519 Betrieben arbeiteten damit Ende März über 5000 Beschäftigte kurz.
Zürcher relativierte indes die Zahlen. Das Niveau bei der abgerechneten Kurzarbeit sei weiterhin tief. Und bei den Voranmeldungen der Kurzarbeit stelle er derzeit eine Seitwärtsbewegung fest.
Mit knapp 10’000 Stellen waren im Mai deutlich weniger offene Stellen gemeldet. Innert Jahresfrist sank das Arbeitsangebot damit um fast ein Viertel. Zürcher betonte, dass es für Arbeitslose schwieriger geworden sei, eine neue Stelle zu finden. Es gebe derzeit leicht höhere Zugänge als Abgänge bei der Arbeitslosigkeit.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat aber sowohl im Vormonats- und im Vorjahresvergleich leicht abgenommen. Diese Zahlen reagieren laut Zürcher nur schleppend auf die Konjunktur. Erst in zwei bis drei Monaten sei hier mit einer Zunahme zu rechnen.
Gedämpfte Aussichten
Laut Zürcher wird im Sommer der Saisoneffekt auslaufen und die Arbeitslosenzahlen werden wieder ansteigen. Nach dem «üblichen Jahresmuster» würden nach einer Zwischensaison im Herbst in den letzten Monaten des Jahres negative Saisoneffekte sichtbar werden.
Das SECO hält im Moment an seinen März-Prognosen für das Jahr 2015 fest. Damals ging man von einer Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent im Jahresdurchschnitt aus. Die konjunkturelle Verschlechterung liege im Rahmen der Erwartungen, erklärte Zürcher. Die nächste Prognose veröffentlicht das SECO in einer Woche.