Angesichts der weiterhin hohen Arbeitslosigkeit in weiten Teilen Europas warnen Experten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vor sozialen Unruhen. Das entsprechende Risiko sei heute deutlich höher als vor dem vollen Ausbruch der globalen Finanzkrise im September 2008.
Gemäss einem am Montag in Genf veröffentlichten Lagebericht der UNO-Sonderorganisation (ILO) sind derzeit in Europa rund zehn Millionen Menschen mehr arbeitslos als vor der Krise. Allein in den zurückliegenden sechs Monaten hätten in EU-Ländern rund eine Million Menschen ihre Arbeit verloren.
Bemühungen um die Bewältigung der Krisenfolgen müssten viel stärker auf die Schaffung von Jobs als allein auf Spar- oder ziellose Strukturmassnahmen gerichtet sein, forderte die ILO im Vorfeld ihrer 9. Europäischen Regionalkonferenz in Oslo (8. bis 11. April).
Zum Stand Februar 2013 seien 26,3 Millionen Europäer arbeitslos gewesen – 10,2 Millionen mehr als 2008. Die Arbeitslosenrate in der EU liege mit 10,9 Prozent um 4,1 Prozentpunkte über dem Vorkrisenniveau. Dabei habe die Arbeitslosigkeit in der Eurozone sogar noch schneller zugenommen und im Februar 2013 «ein historisches Hoch von 12 Prozent erreicht».
Allerdings gibt es laut ILO in der Eurozone grosse Unterschiede: Während die Arbeitslosigkeit in Griechenland, Portugal, Spanien und Zypern besonders hoch ist, liegt die Beschäftigung in Deutschland, Ungarn, Luxemburg, Malta und Österreich inzwischen sogar über dem Vorkrisenniveau.