Archäologen finden Gräber bedeutender Stifter in Appenzell

Archäologen haben bei Bauarbeiten unmittelbar bei der Pfarrkirche St. Mauritius in Appenzell zwei gut erhaltene Skelette gefunden. Fachleute vermuten, dass es sich um Mitglieder der Stifterfamilie Kuchimeister-Baumann aus dem 15./16. Jahrhundert handelt.

Bei dem Skelett könnte es sich um einen bedeutenden Stifter aus Appenzell handeln (Bild: sda)

Archäologen haben bei Bauarbeiten unmittelbar bei der Pfarrkirche St. Mauritius in Appenzell zwei gut erhaltene Skelette gefunden. Fachleute vermuten, dass es sich um Mitglieder der Stifterfamilie Kuchimeister-Baumann aus dem 15./16. Jahrhundert handelt.

Diese wohlhabende Familie aus dem Umfeld des Abtes von St. Gallen hatte im Jahr 1483 in Appenzell 60 Hektaren Land für das „Armengut Ried“ gestiftet. Daraus entstand eine der ältesten Sozialsiedlungen in Europa, die bis heute existiert.

Eine 1881 an der Dorfkirche angebrachte Gedenktafel erinnert an die Stifter. Direkt unter dieser Tafel kamen am vergangenen Freitag Gräber zum Vorschein – nicht völlig unerwartet, wie Roland Inauen, Leiter des Innerrhoder Kulturamts, am Mittwoch vor Ort sagte.

Die Archäologen legten etwa einen Meter unter dem Boden zwei Skelette frei. Bei einem wurden neben Grabbeigaben Reste eines Messgewandes gefunden. Dies deutet laut Inauen darauf hin, dass es sich um den 1515 verstorbenen Kaplan Christoph Kuchimeister handelt, den Sohn des Stifters Walter Kuchimeister.

Gräber sollen erhalten werden

Die Skelette werden jetzt wissenschaftlich untersucht, um ihr Alter festzustellen. Die Kirchenverwaltung will die Gräber sichern und erhalten. Landammann Carlo Schmid sagte, auch der Kanton habe ein Interesse, dieses Zeugnis einer alten sozialen Einrichtung zu erhalten.

Durch die 1483 errichtete Stiftung hatten Arme aus dem Dorf Appenzell Land zur landwirtschaftlichen Nutzung und zum Bau von Wohnhäusern erhalten. Als Gegenleistung mussten sie zwei Mal pro Jahr an Gottesdiensten teilnehmen und für die Stifter beten.

Heute eine Arbeitnehmersiedlung

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts blieb das Ried eine Armensiedlung. Seither habe sich die Stiftung gewandelt, sagte Inauen. Heute wird das Land im Baurecht abgegeben. Im Dorfteil wohnen hauptsächlich Arbeitnehmer.

Die Gedenkgottesdienste, die so genannten „Riedopfer“, wurden beibehalten. Noch heute nehmen jeweils 80 bis 90 Personen teil, wie Pfarrer Stephan Guggenbühl sagte. Die Geschichte der Stiftung wurde 1983 zum 500-Jahr-Jubiläum in einer Broschüre dokumentiert.

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