Architekt Oscar Niemeyer ist tot

Zehn Tage vor seinem 105. Geburtstag ist der brasilianische Star-Architekt Oscar Niemeyer in einem Spital in seiner Heimatstadt Rio de Janeiro gestorben. Das bestätigte das behandelnde Samaritano-Spital am Mittwoch.

Der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer auf einem Bild von 2007 (Archiv) (Bild: sda)

Zehn Tage vor seinem 105. Geburtstag ist der brasilianische Star-Architekt Oscar Niemeyer in einem Spital in seiner Heimatstadt Rio de Janeiro gestorben. Das bestätigte das behandelnde Samaritano-Spital am Mittwoch.

Niemeyer lag zuletzt im künstlichen Koma und wurden nur noch mit Hilfe von Geräten am Leben gehalten. Der Architekt war am 2. November dehydriert und mit Nierenproblemen in die Klinik gebracht worden. Niemeyer schuf hunderte Bauten auf der ganzen Welt und war vor allem für seine futuristischen Entwürfe in Brasiliens „Reissbrett-Hauptstadt“ Brasília bekannt.

Staatspräsidentin Dilma Rousseff schrieb in einem Beileidsbrief: „Brasilien hat heute ein Genie verloren. Niemeyer war ein Revolutionär, der Mentor einer neuen Architektur, schön, logisch und wie er selbst sagte, erfinderisch.“

Der Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro, Sérgio Cabral, ordnete noch in der Nacht eine dreitägige Staatstrauer an. Nach brasilianischer Rechtsordnung muss die Beisetzung binnen 24 Stunden stattfinden.

Der Star-Architekt, der am 15. Dezember 105 Jahre geworden wäre, musste in den vergangenen Jahren immer wieder im Spital behandelt werden. Zugesetzt hatte ihm auch der Tod seiner einzigen Tochter, Anna Maria Niemeyer, die im Juni 2012 im Alter von 82 Jahren verstarb.

Der Architekt arbeitete bis ins hohe Alter und war auch als über 100-Jähriger regelmässig in seinem Büro an der Copacabana in Rio de Janeiro. Der bekennende Kommunist war prägend mitbeteiligt am Entwurf des UNO-Gebäudes in New York und schuf auch die Zentrale der Kommunistischen Partei Frankreichs in Paris.

In Rio de Janeiro entwarf er das weltbekannte Sambódromo, durch das jährlich die Samba-Schulen defilieren und das auch zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio genutzt werden soll.

Schüler von Le Corbusier

Mit der Gestaltung der Regierungsbauten in Brasília prägte Niemeyer 1960 den modernen Stil der brasilianischen Retortenhauptstadt – elegante Betonkonstruktionen, die der Schwerkraft zu trotzen scheinen. Niemeyer war Schüler des Architekten Le Corbusier und ist wie dieser einer der bekanntesten Vertreter der modernen Architektur.

Der für seine geschwungenen Formen berühmte Brasilianer ist Träger des Pritzker-Preises 1988, des Nobelpreises für Architektur. Legendär ist seine Aussage, die für ihn typischen Kurven in seinen Gebäuden seien inspiriert vom Körper der brasilianischen Frau.

Kurz vor seinem 104. Geburtstag im Dezember 2011 hatte er in einem Interview erklärt: „Ich habe noch eine gute Gesundheit und einen fast jugendlichen Enthusiasmus für das architektonische Schaffen. Das belebt mich sehr.“

Doch schon 2011 und auch 2012 musste er mehrmals im Spital behandelt werden, unter anderem wegen Lungenentzündung und Dehydrierung. Die letzten Jahre wurde Niemeyer stets von seiner zweiten Ehefrau Vera Lucia begleitet.

Er hatte sie 2006 geheiratet, zwei Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau Anita Baldi, mit der er 76 Jahre lang verheiratet war. Niemeyer wurde am 15. Dezember 1907 als eines von sechs Kindern eines deutschstämmigen Kaufmanns in Rio geboren.

Nächster Artikel