Argentinien, angeführt von Juan Martin Del Potro, will bei der fünften Finalteilnahme endlich erstmals den Davis Cup gewinnen. Marin Cilic und Federico Delbonis eröffnen um 14 Uhr in Zagreb den Final.
Allerdings: Favorisiert sind – auch wegen des Heimvorteils – die ausgeglicheneren Kroaten mit Marin Cilic und Ivo Karlovic.
2014 die Krönung für Roger Federer, 2015 die Erlösung für Andy Murray und ganz Grossbritannien. Die Davis-Cup-Finals der letzten beiden Jahre schrieben schöne Geschichten. Kroatien gegen Argentinien ist nun auf dem Papier nicht gerade die attraktivste Affiche. Mit Juan Martin Del Potro steht aber erneut ein Spieler im Mittelpunkt, der für einen sehr emotionalen Saisonabschluss sorgen könnte.
Im Februar stand der Argentinier nach drei Handgelenkoperationen auf Position 1045, seither hat der Liebling der Fans und US-Open-Champion von 2009 Olympia-Silber gewonnen und sich wieder bis auf Platz 38 des ATP-Rankings hochgearbeitet. Sein erstes Einzel am Freitag gegen den 18 Ränge besser klassierten Aufschlagriesen Ivo Karlovic könnte ein Schlüsselspiel sein. Ohne Sieg Del Potros dürften die Kroaten nach dem Starttag 2:0 führen und kaum noch zu bezwingen sein.
Den Auftakt in der Arena Zagreb machen die Weltnummer 6 Marin Cilic und Federico Delbonis (ATP 41). Cilic zeigte sich bei den ATP Finals in London mit nur einem Sieg (gegen Kei Nishikori) zwar nicht in Hochform, er ist gegen den Linkshänder aber dennoch klarer Favorit. Delbonis erhielt etwas überraschend den Vorzug gegenüber Leonardo Mayer, der zwar nach einer schlechten Saison bis auf Platz 137 zurückgefallen ist, aber seit 2013 kein Davis-Cup-Einzel mehr verloren hat und sowohl in der 1. Runde gegen Polen als auch im Halbfinal gegen Grossbritannien den entscheidenden Punkt holte. Er würde wohl für ein entscheidendes fünftes Einzel am Sonntag «eingewechselt».
Keine Überraschung ist hingegen die Nomination von Karlovic. Der 2,11 m grosse Veteran kehrt am Ende der besten Saison seiner Karriere nach vier Jahren Absenz ins Team zurück und ersetzt Borna Coric (ATP 48), der zwar zweimal den entscheidenden Punkt holte, sich aber nach dem Davis-Cup-Halbfinal im September gegen Frankreich am rechten Knie operieren liess. Karlovic wird am Freitag der älteste Spieler seit dem 43-jährigen Australier Norman Brookes 1920 sein, der in einem Davis-Cup-Final spielt. Er gehörte bereits im bisher einzigen Final Kroatiens 2005 zum Team, kam beim Sieg in der Slowakei aber nicht zum Einsatz. Ivan Ljubicic und Mario Ancic richteten es vor elf Jahren im Alleingang.
Während die Kroaten ihren bisher einzigen Final also gewannen, strebt Argentinien nach vier verlorenen Endspielen (1981, 2006, 2008, 2011) den ersten Triumph an. Was Legenden wie Guillermo Vilas, José Luis Clerc oder David Nalbandian verpassten, soll nun Del Potro richten. «Die Kroaten sind sicher der Favorit», glaubt der 1,98-m-Mann. «Sie spielen zuhause und haben ein sehr starkes Team.» Del Potro macht wohl nicht auf Understatement.
Auf dem mittelschnellen Hallenbelag in Zagreb spricht von Freitag bis Sonntag einiges für die Kroaten. Cilic und Del Potro dürften in etwa gleich gut sein, doch Karlovic ist stärker einzustufen als die argentinische Nummer 2. Zudem ist das kroatische Doppel mit dem Weltranglisten-13. Ivan Dodig eine Bank. Dodig und Cilic oder Franko Skugor, ein weiterer Doppelspezialist, haben alle drei Partien in diesem Jahr gewonnen, Argentinien nur eines von drei. Sollten die Südamerikaner sich dennoch durchsetzen, wären sie die 15. Nation, die den prestigeträchtigen Teamwettbewerb gewinnt.