Der frühere argentinische Militärmachthaber Reynaldo Bignone ist wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erneut zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Auch vier weitere frühere Offiziere erhielten bei dem Verfahren vor einem Bundesgericht in San Martín im Nordwesten des Landes am Dienstag lebenslange Haftstrafen.
Das teilte das Justiz-Informationszentrum des Obersten Gerichtshofs mit. In dem Prozess ging es um das geheime Straf- und Folterlager Campo de Mayo nordwestlich der Hauptstadt Buenos Aires, eines der grössten in den Zeiten der Militärdiktatur von 1976 bis 1983.
Untersucht wurde in dem Verfahren unter anderem das Vorgehen gegen sieben schwangere Frauen. Während der Militärdiktatur verschleppte das Militär zahlreiche Kinder von Oppositionellen, sie wurden vielfach in juntanahen Familien untergebracht – die sie teilweise als eigene Kinder ausgaben.
Neben den fünf lebenslangen Haftstrafen verhängte das Gericht am Dienstag auch Strafen zwischen zwölf und 25 Jahren gegen sechs weitere Angeklagte.
Bignone war der letzte Anführer der Militärdiktatur in Argentinien und von 1982 bis 1983 im Amt. Gegen den 85-Jährigen wurden bereits eine weitere lebenslange Haftstrafe sowie zwei Strafen von 15 und 25 Jahren Gefängnis verhängt.
Er muss sich sich zurzeit zusammen mit seinem Vorgänger Jorge Videla auch in einem Mammutprozess zum „Plan Condor“ verantworten. Beim „Plan Condor“ unterstützten sich die südamerikanischen Militärregime gegenseitig bei der gewaltsamen Unterdrückung und Tötung Oppositioneller, Linker oder von Gewerkschaftern.