Siemens sieht sich in den USA einer Klage gegenüber, in der es um Misshandlungen und Morddrohungen geht. Ein ehemaliger argentinischer Regierungsbeamter wirft dem deutschen Konzern vor, ihm einen Schlägertrupp auf den Hals gehetzt zu haben, als er korrupte Machenschaften öffentlich machen wollte.
Dabei ging es um einen 1 Milliarde Dollar schweren Staatsauftrag im Jahr 2000. Kläger ist Carlos Moran. Laut der bereits am Mittwoch beim Bezirksgericht von Miami eingereichten Klage arbeitete er für die argentinische Kontrollbehörde Sigen.
Er habe zahlreiche Unregelmässigkeiten in dem Siemens-Angebot für fälschungssichere Pässe entdeckt und dies seinem Chef gemeldet. Der Chef sei jedoch ebenfalls von Siemens bestochen worden und habe Morans Einwürfe ignoriert. Moran habe daraufhin gedroht, seine Entdeckungen öffentlich zu machen. Sein Chef und die argentinische Landesgesellschaft von Siemens hätten versucht, dies zu verhindern.
Moran sei mit vorgehaltener Waffe überfallen und geschlagen, von der Strasse abgedrängt, verfolgt und am Telefon belästigt worden. Ihm sei mit Entführung gedroht worden und damit, sein Haus anzuzünden, heisst es in der Klage.
Wiedergutmachung verlangt
Seine ganze Familie leide schwer unter der Situation. Sein Sohn habe das Stottern angefangen und befinde sich bis heute in Therapie. Moran verlangt mindestens 100 Millionen Dollar an Wiedergutmachung und Strafe von Siemens.
Moran hofft, den Fall vor einem US-Gericht durchzubringen, weil Siemens an der New Yorker Börse notiert ist und rund 60’000 Leute im Land beschäftigt. Siemens war von der US-Justiz und der Börsenaufsicht SEC in der Schmiergeld-Affäre hart angegangen worden.
Der argentinische Staatsauftrag für Pässe war einer der prominentesten Einzelfälle in dem Skandal. Die USA hatten erst im Dezember vergangenen Jahres acht ehemalige Siemens-Manager deswegen angeklagt, darunter einen Ex-Vorstand.
Siemens war am späten Donnerstag für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichbar.