Arjen Robben fordert Lionel Messi

Im zweiten Halbfinal treffen mit Holland und Argentinien heute ab 22 Uhr zwei alte Bekannte aufeinander. Ihr fünftes WM-Duell steht im Zeichen von Arjen Robben, Lionel Messi und Louis van Gaal.

Van Gaal mit dem nächsten Coup? (Bild: SI)

Im zweiten Halbfinal treffen mit Holland und Argentinien heute ab 22 Uhr zwei alte Bekannte aufeinander. Ihr fünftes WM-Duell steht im Zeichen von Arjen Robben, Lionel Messi und Louis van Gaal.

Es ist der zweite Teil des europäisch-südamerikanischen Halbfinal-Duells und erstaunlicherweise derjenige der historisch deutlich vorbelasteter ist. Schon zum fünften Mal werden sich Holland und Argentinien heute in São Paulo bei einer WM gegenüberstehen. Nur 2006 beim enttäuschenden 0:0 in der Vorrunde gab es keinen Sieger. Zweimal siegten die Holländer, 1974 in der Zwischenrunde mit einer 4:0-Galavorstellung und 1998 in den Viertelfinals nach einem herrlichen Treffer von Denis Bergkamp. Die Argentinier gewannen aber das wichtigste der Duelle. 1978 entschieden sie den Final im eigenen Land mit 3:1 nach Verlängerung für sich.

Noch heute wird das damalige Endspiel in Buenos Aires in Holland als Farce betitelt. Die unter der Militärdiktatur lebenden Argentinier waren nur dank einem diskutablen 6:0 gegen Peru in der Zwischenrunde noch an den punktgleichen Brasilianern vorbei gezogen und in den Final vorgestossen. Dort wurden sie vom italienischen Schiedsrichter Sergio Gonella klar bevorteilt; die Holländer mussten Einschüchterungen über sich ergehen lassen. Argentinien wurde zum ersten Mal Weltmeister, Holland bezog die zweite von insgesamt drei Finalniederlagen und wartet weiterhin auf einen WM-Titel.

Nun soll die Zeit reif sein für die holländische Krönung. Die Hoffnung trägt in erster Linie zwei Namen: Louis van Gaal und Arjen Robben. Ersterer wird seit Samstag in der 17 Millionen Einwohner zählenden parlamentarischen Monarchie als König des Fussballs gefeiert. Dick Advocaat, einer seiner Vorgänger als Nationalcoach, nannte ihn den besten holländischen Trainer aller Zeiten. Er sei immer auf alles vorbereitet, sagen Van Gaals Spieler. Bislang ist dem 62-Jährigen, der nach der WM Manchester United betreuen wird, in Brasilien tatsächlich alles gelungen, was er angestrebt hat. Zuletzt machte er seinen Ersatzkeeper im Penaltyschiessen gegen Costa Rica zum Matchwinner.

Van Gaal hat seine Mannschaft für die WM defensiver eingestellt, als das den zahlreichen 4-3-3-Verfechtern im eigenen Land eigentlich lieb ist. Dass seine Taktik bisher aufging, liegt an Robben. Der Flügelstürmer von Bayern München ist der unermüdliche Antreiber. In den fünf bisherigen WM-Partien hat er nicht nur 3 Tore geschossen, sondern 62 Mal einen Gegenspieler umdribbelt. Zusammen mit Wesley Sneijder und Robin van Persie bildet er das Star-Trio in der Offensive, vor dem sich die Argentinier fürchten. «Wir dürfen ihnen keinen Raum lassen, weil sie schneller rennen als wir», sagte Javier Mascherano, das defensive Gewissen im Mittelfeld der Argentinier, treffend. Wegen Magen-Problemen war der Einsatz von Hollands Captain Van Persie gestern allerdings nicht garantiert. «Ich weiss nicht», antwortete Van Gaal auf die Frage, ob der Stürmer fit sei.

Weder Holland noch Argentinien können behaupten, sie seien mit berauschendem Fussball in die Halbfinals vorgestossen. Seit dem 5:1 gegen Spanien zum WM-Auftakt boten die Holländer einige zwiespältige Vorstellungen, nicht zuletzt im Viertelfinal gegen Costa Rica, als sie erst nach gut einer Stunde aus ihrer Lethargie erwachten und das Tempo anschlugen, das ihnen schon im Achtelfinal gegen Mexiko zur späten Wende verholfen hatte. Die Argentinier, die erstmals seit 1990 einen WM-Halbfinal bestreiten, präsentierten sich derweil als Minimalisten – fünf Siege mit jeweils einem Tor Unterschied. Richtig ins Zittern gerieten sie bislang aber nur im Achtelfinal gegen die Schweiz.

Gegen die Schweiz, auch jenes Spiel fand in São Paulo statt, sorgte Angel di Maria für die sehr späte Erlösung. Der Linksfüssler von Real Madrid wird gegen die Holländer fehlen. Er dürfte durch Enzo Perez ersetzt werden. Der Mittelfeldspieler von Benfica Lissabon wurde in der letzten Saison zum wertvollsten Spieler Portugals gewählt. In der Offensive hat Alejandro Sabella, der Chef der «Albiceleste», ohnehin die Qual der Wahl, umso mehr als Sergio Agüero nach seiner Verletzungspause wieder zur Verfügung steht. Im Zentrum der holländischen Aufmerksamkeit wird aber selbstredend Lionel Messi stehen. Robben warnt aber: «Sie haben zwar einen gewaltigen Spieler, aber das heisst nicht, dass sich alles um Messi dreht.»

Trotzdem wird in Holland erwartet, dass Van Gaal eine Lösung für das Problem Messi findet. «Van Geenial steht auf dem Weg zum ewigen Ruhm vor der Herausforderung Messi», titelte eine holländische Zeitung. Der unzimperliche Nigel de Jong, der sich offenbar in Rekordzeit von einer Oberschenkel-Verletzung erholt hat, könnte mit der Aufgabe vertraut werden, Messi zu kontrollieren. Es ist allerdings fraglich, ob Van Gaal wirklich schon auf De Jong zurückgreift. Auch der Einsatz von Abwehrchef Ron Vlaar ist unsicher. Er leidet seit letzten Samstag an Kniebeschwerden.

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