Ein neues Klimamodell zeigt: Das Arktis-Eis schmilzt schneller als bisher gedacht. Es wird völlig verschwinden, wenn die Treibhausgase weiter stark zunehmen. Eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad ist aber theoretisch noch möglich.
Das haben neue Klimasimulationen ergeben, die am Donnerstag das Max-Planck-Institut für Meteorologie und das Deutsche Klimarechenzentrum vorstellten. Die Forscher errechneten verschiedene Szenarien für die weitere Entwicklung – abhängig davon, wie viel des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) künftig ausgestossen wird.
Wenn die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius bleibt, geht das Meereis zwar noch weiter zurück, aber nicht völlig weg. Bei einem starken Anstieg der Treibhausgase werde es aber eine extreme Abnahme des Sommermeereises geben. In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts sei es dann völlig weg.
Reversibler Vorgang
Durch das Schmelzen der Eisflächen strahlt weniger Sonnenenergie in das Weltall zurück und erwärmt stattdessen zusätzlich den Ozean. Heftig diskutiert wird in der Wissenschaft die Frage, ob das abgeschmolzene Eis für immer weg ist. Die Forscher sind überzeugt: Sollte der Ausstoss des CO2 stark reduziert werden und es wieder deutlich kälter werden, könnte das Meereis sogar nach einem totalen Abschmelzen der Arktis zurückkommen.
Die internationale Staatengemeinschaft hatte sich die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad als Ziel gesetzt, doch erst 2020 soll ein weitreichender Vertrag zu den Treibhausgasemissionen folgen. Nur mit grössten Anstrengungen sei diese moderate Erwärmung noch zu erreichen, sagte der Direktor des Max-Planck-Instituts, Jochem Marotzke.
Die Voraussetzungen: „Wir müssen die Kohlendioxid-Emissionen ab 2020 mindern und sie bis Ende des Jahrhunderts auf zehn Prozent des Stands von 2000 herunterfahren“, erläuterte Marotzke. „Die ökonomischen Modelle sagen, dass ein solcher Pfad für die Menschheit möglich ist.“
Vier Grad wärmer?
Er persönlich sei jedoch sehr skeptisch, dass dieses Ziel noch erreicht wird. „Falls die CO2-Emissionen ungebremst weiter ansteigen, erwarten wir in unserem Modell eine weitere Erwärmung bis zum Jahr 2100 um vier Grad im globalen Mittel“, sagte Marotzke.
Die Folgen wären vielfältig: „Wir würden weltweit mehr länger anhaltende und auch drastischere Hitzewellen haben.“ Zudem würden die Ozeane erheblich rascher versauern. „Die Berechnungen zeigen, dass der Ozean durch die CO2-Belastung bereits um etwa 30 Prozent saurer als vor der Industrialisierung geworden ist“, sagte Forscher Johann Jungclaus.