Eine bezahlbare, schöne und genügend grosse Wohnung zu finden, ist oft schwierig – besonders für Menschen mit kleinem Einkommen. Gemäss einer neuen Studie müssen sich arme Menschen sehr häufig mit einer ungenügenden Wohnsituation abfinden.
Fast 84 Prozent der Haushalte mit Armutsproblem weisen keine angemessene Wohnversorgung auf. Zu diesem Schluss kommt eine am Montag veröffentlichte Studie der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) und der Fachhochschule Nordwestschweiz (Link zum Schlussbericht).
Ungenügend ist die Wohnsituation vor allem wegen der zu hohen Kosten. Bei vier Fünftel der armen Haushalte betragen die Wohnkosten mehr als 30 Prozent des Bruttoeinkommens. Um die Miete bezahlen zu können, müssen sich die Betroffenen in anderen Lebensbereichen einschränken.
Das noch brennendere Problem als die hohen Kosten sei in der Praxis jedoch häufig die sogenannte Wohnsicherheit, heisst es im Bericht. Dass Menschen mit Risikofaktoren wie Sozialhilfebezug oder Schulden überhaupt eine Wohnung bekommen und diese auch über längere Zeit behalten können, brauche grossen Einsatz seitens der Betroffenen, aber auch der Wohn- und Sozialhilfe.
Die kurzfristige Unterbringung der Betroffenen sei vor allem in Städten eine schwierige Aufgabe. Insbesondere Einzelpersonen bleibe häufig nur die Notschlafstelle, da Notwohnungen Familien vorbehalten seien.
Zu klein und ungünstig gelegen
Bei jenen, die eine Wohnung haben, ist die Grösse und die Qualität nicht immer ausreichend. 7,5 Prozent der von Armut betroffenen Menschen leben in Wohnungen von schlechter Qualität. Arme Menschen wohnen zudem überdurchschnittlich oft an Lagen, welche eine gesellschaftliche Teilhabe erschweren.
Besonders häufig mit einer ungenügenden Wohnsituation müssen sich Alleinerziehende sowie Ausländerinnen und Ausländer abfinden. Der Anteil der Menschen mit ausländischer Herkunft, die in einer unangemessenen Wohnsituation leben, sei mit 42,8 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei den Schweizer Haushalten, heisst es in der Studie, die im Auftrag der Bundesämter für Sozialversicherung und Wohnungswesen erstellt wurde.
Für die Studie haben die Forscher Daten aus den Jahren 2007 und 2012 ausgewertet. Ergänzend befragten sie 20 Expertinnen und Experten für Wohnungsfragen und Sozialhilfe. Gemäss ihren Aussagen hat sich die Situation seit 2012 verschärft, insbesondere für Haushalte mit einem Einkommen unter dem Existenzminimum, die in kleineren städtischen Gebieten leben.
Zu wenig günstiger Wohnraum
Es fehle an günstigem Wohnraum in passender Grösse, urteilen die Studienautoren. Sie fordern aber auch dazu auf, die Vergabepraxis des gemeinnützigen Wohnraums zu überprüfen. «Oft, so die Meinung der Fachleute, finden armutsbetroffene Haushalte keinen Zugang zu diesen Wohnungen», schreiben sie. Auch fehle es an Anlaufstellen, die vor allem arme Menschen bei der Wohnungssuche unterstützen könnten.
Um Mängel wie Schimmel, Schädlingsbefall oder Staubbelastung anzugehen, wären Hausbesuche seitens der Sozialhilfe oder der Fachstellen eine Möglichkeit, heisst es weiter. Denn wer nach langer Wohnungssuche endlich fündig wurde, wagt sich häufig nicht, seine berechtigten Ansprüche an die Qualität durchzusetzen.