Die Armee hat auf der Suche nach Armeewaffen bisher 17’000 Dienstbüchlein überprüft. Das Resultat: 31 ehemalige Armeeangehörige gaben ihre Dienstwaffe nicht ab. Eine Waffe, die trotz Aufforderung nicht zurückgeben worden war, wurde kürzlich bei einem Tötungsdelikt in Oensingen SO verwendet.
Bei der tödlichen Familienfehde kamen ein 51-jähriger Mann und dessen 26-jähriger Sohn ums Leben. Einer der mutmasslichen Täter setzte ein Sturmgewehr 90 ein, welches er trotz einer Mahnung der Armee behalten hatte.
Auch im Sommer 2011 war eine solche Waffe im Spiel, als ein Berner Polizist bei einer Zwangsräumung mit einer nicht zurückgegebenen Armeewaffe erschossen worden war. Dieses Ereignis veranlasste Armeechef André Blattmann, die Überprüfung von mehr als 300’000 Dossiers über entlassene Armeeangehörige sowie Leihwaffenbesitzer anzuordnen.
Tausende Dienstbüchlein eingefordert
In 27’000 Fällen stiess die Armee auf unvollständige Datensätze. Der Einzug der jeweiligen Dienstbüchlein, in denen über die Ausrüstung Buch geführt wird, sollte Klarheit schaffen. Ende April wurden die Dienstbüchlein eingefordert, jetzt liegen erste Teilergebnisse vor. Armeesprecher Walter Frik bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht der „Neuen Zürcher Zeitung“.
In 10’000 Fällen konnte die Armee noch keine Prüfung vornehmen, wie Frik sagte. Dies, weil 7500 ordentlich aus dem Dienst entlassene Armeeangehörige nicht auf den ersten Brief reagiert haben. In 2500 weiteren Fällen verfügt die Armee zudem nicht über die aktuelle Wohnadresse. Vier eigens beigezogene Personen seien derzeit daran, die Adressen ausfindig zu machen, sagte Frik.
Sollten sich die angeschriebenen Ex-Soldaten auch auf den zweiten Brief nicht melden, würden diese telefonisch kontaktiert. Weil die Dienstbüchlein nach dem Ausscheiden aus der Armee nur noch während einer beschränkten Zeit aufbewahrt werden müssen, habe man keine Handhabe, falls kein Dienstbüchlein vorgewiesen werden könne. „Verdachtsfällen gehen wir aber selbstverständlich nach“, sagte Frik.
Frist bis Ende August
Die Frist für die Rückgabe der 31 Waffen läuft gemäss Frik bis Mitte August, danach werden die Fälle den jeweiligen Kreiskommandanten der zivilen Polizei übergeben. 11 Betroffene hätten die Waffe bereits retourniert.
18 ehemalige Armeeangehörige haben zwar nicht ihre Armeewaffe, dafür aber ihre gesamte Armeeausrüstung zuhause gelagert, wie aus der Zwischenbilanz der Dossier-Überprüfung weiter hervorgeht.
Inklusive der neu aufgefundenen Waffen weiss die Armee zurzeit von 336 Armeewaffen, die eigentlich ins Zeughaus gehörten. Im Juni waren es 537 Waffen gewesen, im Mai sogar noch 733 – laut Armeesprecher Frik ein Indiz dafür, dass „mit Hochdruck gearbeitet wird“. Es handle sich grösstenteils um Waffen, die nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst nicht zurückgegeben worden seien.