Armeechef André Blattmann kritisiert den Entscheid des Parlaments, Zivildienstleistende künftig auch in Schulen einzusetzen. Wenn man damit beginne, «neue Arbeiten für die Zivildienster zu suchen, etwa in der Schule, dann läuft etwas falsch».
Man müsse aufpassen, dass der Zivildienst nicht zu attraktiv werde, sagte Blattmann in einem Interview mit der «Nordwestschweiz» vom Montag. Der Armee gingen jedes Jahr 5500 Leute verloren, die in den Zivildienst wechselten. Das könne nicht beliebig so weitergehen. Es brauche deshalb klare Kriterien für die Zulassung zum Zivildienst.
Mangel an Einsatzplätzen
Seit der abgeschafften Gewissensprüfung entscheiden sich immer mehr junge Männer für den Zivildienst. Entsprechend werden Einsatzplätze knapp. Ende 2013 gab es rund 13’400 Plätze. Bis 2018 rechnet der Bund mit einem Bedarf von über 17’000. Der absehbare Mangel veranlasste den Bundesrat, die heutigen Tätigkeitsbereiche für den Zivildienst zu erweitern.
In der vergangenen Session hatte sich deshalb nach dem Ständerat auch der Nationalrat für den Einsatz von Zivis an Schulen ausgesprochen. Sie dürfen aber die Verantwortung für den Unterricht nicht übernehmen und werden somit keine Lehrkräfte ersetzen. Es bleibt zudem den Kantonen und Gemeinden überlassen, ob sie Zivildienstleistende in Schulen einsetzen wollen oder nicht.
«Frage der Fairness»
Für Blattmann stellt sich in diesem Zusammenhang auch die «Frage der Fairness». So arbeiteten Zivildienstleistende im Schulbereich von Montagmorgen bis Freitagnachmittag, während Soldaten von Sonntagabend bis Samstagmorgen im Einsatz stünden und nur ein- oder zweimal pro Woche Ausgang hätten.
Ihm sei daran gelegen, dass die Armee auf ihren Sollbestand an Personal komme. «Wenn der Zivildienst so attraktiv wird, dass wir unsere Bestände nicht mehr halten können, dann haben wir ein Problem», sagte Blattmann.
Zwar dauert der Zivildienst eineinhalb mal so lange wie der Militärdienst. Ob dies allerdings als Abschreckung reiche, stellt der Armeechef in Frage. Die Zahl der Männer, die aus Gewissensgründen keinen Militärdienst leisteten, habe sich innert kürzester Frist vervierfacht.
Blattmann fordert denn auch von der Studiengruppe des Bundesrates, die derzeit Vorschläge zur Zukunft der Wehrpflicht ausarbeitet, sie müsse vor allem das Thema Zivildienst angehen. «Die zentrale Frage lautet: Ist die Wehrgerechtigkeit noch gegeben?»