Stück für Stück kämpfen sich die syrischen Rebellen voran. Auch Präsident Baschar al-Assad räumt ein: Die Lage ist für alle Beteiligten kritisch. Russische Kriegsschiffe machen sogar einen Bogen um ihren syrischen Stützpunkt. Die UNO untersucht Giftgas-Vorwürfe.
Assad gab bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte erstmals zu, dass der Bürgerkrieg das ganze Land erfasst hat. Während eines Treffens mit Angehörigen getöteter Schulkinder in Damaskus sagte Assad: «Ganz Syrien ist heute verletzt.»
Assad setzte bei der UNO die Untersuchung von Vorwürfen durch, dass auch Giftgas bei den Kämpfen eingesetzt werde. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon teilte am Donnerstag in New York mit, er sei verpflichtet, der syrischen Anfrage nachzugehen. Er habe die Vorbereitung der Ermittlungen mit der Organisation gegen den Einsatz chemischer Waffen und der Weltgesundheitsorganisation angestossen.
Regierung und Rebellen hatten sich gegenseitig vorgeworfen, Granaten mit chemischen Kampfstoffen eingesetzt zu haben. Die USA hatten den Einsatz von Giftgas als «rote Linie» bezeichnet. Auch Frankreich und Grossbritannien waren für eine UNO-Untersuchung der Vorwürfe, Russland war dagegen.
Weiterer Militärstützpunkt eingenommen
Assad hatte am Mittwoch zu den Hinterbliebenen der Schulkinder gesprochen. Die Videoaufnahme davon wurde erst am Donnerstag von der staatlichen Nachrichtenagentur Sana veröffentlicht.
«Es gibt im ganzen Land niemanden, der nicht einen Verwandten verloren hat, einen Bruder, den Vater oder die Mutter», sagte Assad. «Aber nichts ist so schlimm wie der Verlust eines Sohnes. Dennoch darf das, was uns widerfährt, uns nicht schwächen.»
Die syrischen Rebellen konnten nach eigenen Angaben einen weiteren Militärstützpunkt einnehmen. Das von Regimegegnern gegründete Nachrichtennetzwerk Scham meldete, die Freie Syrische Armee habe den Standort einer Artilleriebrigade westlich der Stadt Nawa erobert. Die Kämpfer hätten Waffen erbeutet und mehrere Soldaten gefangen genommen.
Am Mittwoch sollen in Syrien etwa 200 Menschen getötet worden sein. Am Donnerstag zählten die Rebellen zunächst 64 Tote.