Im syrischen Bürgerkrieg gewinnen die Truppen von Präsident Baschar al-Assad dank der libanesischen Hisbollah-Miliz an Stärke. Der britische Aussenminister William Hague warf am Mittwoch auch dem Iran, der mit der Hisbollah verbündet ist, vor, immer stärker in den Konflikt einzugreifen.
«Es ist vollkommen klar, dass das syrische Regime grosse Unterstützung erhält», sagte Hague vor Beginn eines Treffens der Freunde Syriens. Die Hilfe des Irans und der Hisbollah habe in den vergangenen Monaten zugenommen. Assads Regime sei immer mehr abhängig von Unterstützung von aussen.
Der deutsche Geheimdienst (BND) wage keine Prognose mehr, wann das Assad-Regime am Ende sei, hiess es in Sicherheitskreisen. Der BND revidiere damit frühere Prognosen, ein Sturz Assads sei nur noch eine Frage der Zeit. Nach Einschätzung des BND liegt der Grund für das Erstarken der Assad-Truppen auch in der Zerstrittenheit der Rebellen.
Verzweifelter Appell
Der Vorsitzende der oppositionellen Nationalen Koalition, George Sabra, rief die Aufständischen in ganz Syrien zum wohl entscheidenden Kampf in die strategisch wichtige Stadt Kusair.
«Söhne der syrischen Revolution, fremde Truppen dringen in unser Land ein. … Sie wollen Euer Leben zerstören. Eilt herbei, um Eure Nation zu verteidigen», appellierte Sabra an die Rebellen.
«Jeder, der Waffen oder Munition hat, sollte sie nach Kusair und Homs schicken, um den Widerstand zu stärken», erklärte Sabra. «Jede Kugel, die nach Kusair und Homs gebracht wird, wird die Invasion aufhalten, die versucht, Syrien zurückzuwerfen in die Zeit der Furcht.»
Vom UNO-Sicherheitsrat verlangte Sabra die Einberufung einer Dringlichkeitssitzung. Der Rat müsse zur «Aktion» übergehen.
Heftige Kämpfe
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte schätzt die Zahl der in Kusseir eingeschlossenen Zivilisten auf 25’000. Dazu kämen tausende weitere Menschen in umliegenden Dörfern.
Am Wochenende hatten Assads Soldaten eine Grossoffensive gegen die Rebellen-Hochburg Kusair an der Grenze zum Libanon gestartet. An ihrer Seite kämpft auch die Hisbollah.
In Tripoli im Norden des Landes lieferten sich die verfeindeten Parteien in der Nacht zum Mittwoch den fünften Tag in Folge die schwersten Kämpfe seit Beginn des Bürgerkriegs vor mehr als zwei Jahren.
Hague dringt auf rasche Friedenskonferenz
Der britische Aussenminister William Hague rief die Staatengemeinschaft auf, in den kommenden Tagen eine internationale Friedenskonferenz anzusetzen. Dort soll eine Lösung gesucht werden für den seit mehr als zwei Jahren anhaltenden Bürgerkrieg, der sich zu einem regionalen Konflikt auszuweiten droht.
Die USA und Russland hatten für die kommenden Wochen eine solche Konferenz ins Gespräch gebracht. Die Konferenz solle sich aber auf die Bildung einer Übergangsregierung konzentrieren, sagte US-Aussenminister John Kerry in der jordanischen Hauptstadt Amman.
Die EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe, Kristalina Georgieva, rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, Verletzungen des Humanitären Völkerrechts in Syrien stärker zu verurteilen. «Diese Verletzungen sind inakzeptabel», sagte sie in Genf. Die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung seien verheerend.