Wikileaks-Gründer Julian Assange will nach seinem erfolgreichen Antrag auf Asyl in Ecuador an diesem Sonntag vor die Öffentlichkeit treten. Das kündigte die Enthüllungsplattform Wikileaks im Kurznachrichtendienst Twitter an.
Der 41 Jahre alte Australier werde „live“ und „vor der Botschaft Ecuadors“ ein Statement abgegeben, hiess es. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Unklar blieb, ob Assange, der sich seit acht Wochen in der Botschaft aufhält, tatsächlich persönlich vor das Gebäude kommt.
Er würde damit riskieren, von der britischen Polizei festgenommen zu werden. Grossbritanniens Aussenminister William Hague hatte am Donnerstag erklärt, Assange werde kein freies Geleit erhalten, um sein Asyl in Ecuador zu erreichen.
Assange soll wegen des Verdachts, Sexualdelikte verübt zu haben, nach Schweden ausgeliefert werden. Er wird von dem als „Tyrannen-Jäger“ bekanntgewordenen spanischen Anwalt Baltasar Garzón vertreten. Garzón forderte Grossbritannien in der spanischen Zeitung „El Pais“ auf, internationales Recht zu befolgen und die Entscheidung Ecuadors als souveränes Land zu akzeptieren.
„Sie müssen sich an diplomatische und rechtliche Verpflichtungen halten, die aus der UNO-Flüchtlingskonvention von 1951 hervorgehen“, sagte Garzón der Zeitung. Andernfalls werde er vor den Internationalen Gerichtshof ziehen. „Es geht um eine Person, die Gefahr läuft, politisch verfolgt zu werden“, sagte der Starjurist.
Diplomatischer Streit
Der Fall Assange war am Donnerstag zu einem diplomatischen Streit zwischen Ecuador, Grossbritannien und Schweden ausgeartet. Ecuadors Aussenminister Ricardo Patiño bezichtigte Grossbritannien, es habe gedroht, die Botschaft des südamerikanischen Landes zu stürmen.
Sein britischer Amtskollege William Hague sagte, eine solche Drohung gebe es nicht. Grossbritannien müsse aber seine internationalen Verpflichtungen erfüllen. Gegen Assange existiert ein EU-weiter Haftbefehl aus Schweden, den Grossbritannien vollstrecken muss.
Unterdessen geht der Poker um Assange auf diplomatischer Ebene weiter. Am Sonntag wollen sich in Ecuador die Aussenminister des südamerikanischen Staatenbundes Unasur treffen, um eine gemeinsame Haltung in der Frage zu beraten.
Für die nächste Woche soll es auch ein Treffen der Aussenminister der Organisation amerikanischer Staaten (OAS) geben. Darüber sollte am Freitagabend (Ortszeit) abgestimmt werden.
USA halten sich zurück
Die USA wollen sich im diplomatischen Zwist zwischen Ecuador und Grossbritannien um den Wikileaks-Gründer offenbar zunächst zurückhalten. Dies sagte eine Sprecherin des Aussenministeriums.
„Das ist eine Angelegenheit zwischen den Ecuadorianern, den Briten und den Schweden“, sagte die Sprecherin des US-Aussenministeriums, Victoria Nuland, am Donnerstag vor den Medien.