Der Direktor des Bundesamtes für Strassen (ASTRA), Rudolf Dieterle, tritt im Februar 2015 von seinem Amt zurück. Dieterle war zuletzt wegen Unregelmässigkeiten bei Informatikprojekten in die Kritik geraten.
Im Oktober war ein Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle zum IT-Projekt zur zentralen Verwaltung aller Strassendaten (MISTRA) öffentlich geworden. Darin hielt die Finanzkontrolle fest, dass das ursprüngliche Budget von 43 Millionen Franken bereits vor dem Projektabschluss um mehr als das Doppelte überschritten worden sei.
Es sei davon auszugehen, dass MISTRA am Ende rund 100 Millionen Franken kosten werde. Die EFK kritisierte zudem die „ungenügende Transparenz“ bei der Beschaffung. Aufgrund des Budgetrahmens hätte das Projekt zudem vom Parlament abgesegnet werden müssen.
Dieterle begründete die Zusatzkosten in einem Interview mit dem Umfeld, dass sich stark verändert habe. Das ASTRA sei nicht sorglos mit Steuergeldern umgegangen. Das Umwelt- und Verkehrsdepartement (UVEK) verzichtete schliesslich auf eine Untersuchung gegen Dieterle.
Erneute Kritik an IT-Projekt
Die Kritik rund um das Informatikprojekt MISTRA wirft einen Schatten auf Dieterles inzwischen elfjährige Amtszeit als ASTRA-Direktor. Dieterle zieht trotzdem eine positive Bilanz.
Die Herausforderungen und Veränderungen in dieser Zeit hätten erfolgreich gemeistert werden können, wird er in einer Mitteilung des ASTRA vom Montag zitiert. Geholfen hätten ihm dabei kompetente Mitarbeiter, Vorgesetzte und Geschäftspartner.
Der promovierte Bauingenieur Dieterle hatte die Amtsdirektion im April 2003 übernommen. Davor war er von 1998 bis 2003 Berner Kantonsoberingenieur. Vor seiner Tätigkeit im öffentlichen Dienst hatte Dieterle ab 1982 für die Techdata AG gearbeitet, zuletzt als Geschäftsleiter. Und diese Tätigkeit wurde dem abtretenden ASTRA-Direktor vor wenigen Wochen vorgehalten.
Im Februar rügte die EFK erneut verschiedene Mängel im Zusammenhang mit einem Informatikprojekt im ASTRA. Die Finanzkontrolle kritisierte etwa die Abhängigkeit von der Auftragnehmerin.
Brisant dabei: Dabei handelte es sich um die Techdata AG, Dieterles ehemaligen Arbeitgeber. Gemäss Angaben des ASTRA erfolgte die Auftragsvergabe an das Berner Unternehmen aber bereits im Jahr 2000. Das Bundesamt schloss ausserdem aus, dass die Techdata AG Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Bewerbern genossen habe.
Pensionsalter erreicht
In der Mitteilung vom Montag nennt Dieterle keine Gründe für die Kündigung seines Arbeitsvertrages per Ende Februar 2015. Er erreiche im nächsten Jahr das Rentenalter, heisst es darin lediglich. Beim Bundesamt für Strassen war am Montagnachmittag niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
Bis zu seinem Ausscheiden in rund einem Jahr werde er sämtliche ASTRA-Projekte engagiert weiter führen, schreibt Dieterle. Er freue sich darauf, danach mehr Zeit für seine Frau und seine Familie zu haben. Die Nachfolge von Dieterle wird vom Bundesrat bestimmt.