Asylsuchenden soll nicht mit Misstrauen begegnen werden

Die Asylsuchenden, die ab kommendem Jahr im Bundes-Asylzentrum in Zürich-Altstetten untergebracht sind, sollen nicht mit Rayonverboten belegt werden. Der Stadtrat hält nichts von solchen Einschränkungen, wie sie im Aargauer Städtchen Bremgarten gelten.

Das Rayonverbot für Bewohner vom Bundes-Asylzentrum gibt zu reden (Bild: sda)

Die Asylsuchenden, die ab kommendem Jahr im Bundes-Asylzentrum in Zürich-Altstetten untergebracht sind, sollen nicht mit Rayonverboten belegt werden. Der Stadtrat hält nichts von solchen Einschränkungen, wie sie im Aargauer Städtchen Bremgarten gelten.

Wie der Zürcher Stadtrat Martin Waser (SP) am Dienstag gegenüber dem Regionaljournal Zürich/Schaffhausen und Radio 1 sagte, will man den Asylsuchenden nicht zum Vorneherein mit Misstrauen begegnen. Sollte es zu Zwischenfällen kommen, so werde selbstverständlich eingegriffen.

In Bremgarten dürfen die im Bundes-Asylzentrum untergebrachten Menschen die Schul- und Sportanlagen sowie die Badeanstalt nicht betreten. Das sieht eine Vereinbarung zwischen dem Bundesamt für Migration (BFM) und der Stadt vor.

Öffentliche Orte wie Vorplätze von Kirchen oder das Forsthaus stünden nicht in der Vereinbarung, wie es fälschlicherweise in Medienberichten geheissen habe, sagte BFM-Sprecherin Sibylle Siegwart am Dienstag auf Anfrage zu Medienberichten.

Bei den «sensiblen Zonen» dürften sich Asylsuchende demnach ohne Bewilligung der Stadt nicht alleine aufhalten. Bei einem Verstoss soll zuerst das Gespräch mit dem Betroffenen gesucht werden.

Eine andere Grundhaltung

Solche Auflagen zu erlassen, komme in der Stadt Zürich nicht in Frage, sagte der Sozialvorsteher zum Regionaljournal. Man habe hier «eine andere Grundhaltung». Man dürfe nicht davon ausgehen, dass das «grundsätzlich gefährliche Menschen» seien.

Zurzeit lebten 1900 Asylsuchenden in der Stadt . Von ihnen merke man nichts. Man müsse sie ernst nehmen «und ihnen auf Augenhöhe begegnen», so Waser. Sage man ihnen von Anfang an, dass sie nicht willkommen seien und Probleme machen würden – dann werde es wahrscheinlich Schwierigkeiten geben. «Man darf doch nicht so schwarz sehen.»

Waser erinnerte an das ausgediente Hotel Atlantis, wo die Stadt vor einigen Jahren 250 Asylsuchende untergebracht hatte: Gar nichts sei dort passiert. Man müsse der Bevölkerung die Möglichkeit geben, «diese Menschen kennenzulernen». Dann merkten sie, dass das «ganz normale Menschen sind, wie wir alle», sagte Waser. Und dann verschwinde die Angst so, wie sie gekommen sei.

Das vom Stadtrat angestrebte Regime werde erst einmal im Provisorium des Asylzentrums in Zürich-Altstetten angewandt. Bewähre es sich, könne man es ins definitive Zentrum in Zürich-West übernehmen. Für den Bund gebe es dann keinen Grund «irgend etwas Neues zu erfinden».

Verlängerte Ausgangszeiten gefordert

Anfang Juni hatte das Zürcher Stadtparlament dem Stadtrat den Auftrag erteilt, sich beim Bund für längere Ausgangszeiten für die Bewohner des Zentrums einzusetzen. Die vom Bund vorgesehenen Zeiten von 9 bis 17 Uhr schienen der Mehrheit des Gemeinderates gar zu restriktiv zu sein.

Anfang 2014 wird in Zürich der Testbetrieb für beschleunigte Asylverfahren starten. 300 Asylsuchende beziehen dann eine Unterkunft in Zürich-Altstetten. Dieses Provisorium überbrückt die Zeit bis zur Realisierung der geplanten Containersiedlung für 500 Asylsuchende in Zürich-West. Diese soll während 15 Jahren genutzt werden.

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