Das temporäre Bundesasylzentrum oben auf dem Lukmanierpass in Graubünden ist planmässig nach knapp fünf Monaten Betrieb wieder geschlossen worden. Alle involvierten Organe ziehen ein positives Fazit. Dennoch sollen Asylunterkünfte in Zukunft zentraler liegen.
«Eine so abgelegene Unterkunft bringt einen sehr viel grösseren Aufwand mit sich, als eine in üblicher Lage», sagte Urs von Arb, Vizedirektor des Bundesamtes für Migration, am Dienstag vor den Medien in Chur. Da sich nun die Unterbringungssituation für Asylsuchende in der Schweiz entspannt habe, wolle man Asylsuchende in Zukunft nicht mehr so entlegen unterbringen.
Die Kosten und der Logistikaufwand scheinen die einzigen Negativpunkte im Betrieb des Asylzentrums in der Truppenunterkunft zu sein, auf der siedlungsfreien Passhöhe auf 1900 Meter über Meer. Zusammen mit dem Vizedirektor des Bundesamtes für Migration betonten Vertreter der Standortgemeinde Medel, des Kantons Graubünden und der Armee die positiven Erfahrungen.
Grosser Aufwand auf 1900 Metern über Meer
Für das Gelingen der hochalpinen Unterkunft war ein beträchtlicher Aufwand betrieben worden. Ein privater Sicherheitsdienst sorgte auf dem Lukmanier rund um die Uhr für Ruhe und Ordnung und patrouillierte auch auf Bergpfaden. Eine Begleitgruppe war bemüht, mit angemessenen Massnahmen schnell auf Probleme zu reagieren.
Der Bündner Justizdirektor Christian Rathgeb sprach von einer «mustergültigen Zusammenarbeit» von Bund, Kanton und Gemeinde. Wichtig sei die positive Grundeinstellung des Medelser Gemeindevorstandes gewesen.
Der Gemeindepräsident von Medel, Peter Binz, wiederum wand den Einwohnern seines Bergdorfes ein Kränzchen. Die Weltoffenheit der Medelser habe entscheidend zum Gelingen des Vorhabens beigetragen. «Wir haben die Asylsuchenden als Gäste behandelt», sagte Binz. Es hätten viele schöne Begegnungen stattgefunden.
Berge, frische Luft und sinnvolle Arbeit für Asylbewerber
Die Asylbewerber sahen ihre Unterkunft wohl etwas kritischer. «Viele hatten das Gefühl, es sei etwas abgeschieden», räumte von Arb ein. Geschätzt worden seien aber die Berge, die frische Luft und die angebotene Arbeit. Die ausnahmslos männlichen Asylsuchenden leisteten über 1200 Arbeitstage bei der Pflege von Wald, Alpweiden, Wanderwegen und Bergstrassen.
Insgesamt waren 222 Personen auf dem Lukmanierpass untergebracht, rund 55 jeden Monat. Sie blieben im Durchschnitt 26 Tage. 43 Asylsuchende wurden direkt ab Passhöhe rückgeführt in andere Länder.
23 Asylsuchende verschwanden, einige schon bei der Anreise, andere während des Aufenthaltes. Marcel Suter, Leiter des Bündner Migrationsamtes, sagte dazu: «Wir betreuen die Asylsuchenden, wir bewachen sie nicht.»
Die Zahl der Verschwundenen liege im üblichen Rahmen. Die abgelegene Lage der Unterkunft habe sich hier kaum ausgewirkt. Suter geht davon aus, dass sich weitaus der grösste Teil der Verschwundenen in grössere Agglomerationen abgesetzt hat und nicht mehr in Graubünden ist.