Atemwegserkrankung Mers ist in Südkorea weiter auf dem Vormarsch

Die lebensgefährliche Atemwegserkrankung Mers ist in Südkorea weiter auf dem Vormarsch. Das Gesundheitsministerium gab den 20. Toten und weitere Neuinfektionen bekannt. Die WHO rief alle Staaten zu mehr Wachsamkeit auf.

Trotzen dem Virus: Junge Menschen mit Masken im Einkaufsviertel Myeongdong in Südkoreas Hauptstadt Seoul (Bild: sda)

Die lebensgefährliche Atemwegserkrankung Mers ist in Südkorea weiter auf dem Vormarsch. Das Gesundheitsministerium gab den 20. Toten und weitere Neuinfektionen bekannt. Die WHO rief alle Staaten zu mehr Wachsamkeit auf.

«Der Ausbruch sollte wirklich als Weckruf für alle Länder dienen», sagte der stellvertretende WHO-Direktor für Gesundheitssicherheit, Keiji Fukuda, am Mittwoch in Genf. «Alle Staaten sollten immer auf eine unerwartete Möglichkeit von Ausbrüchen wie diesem und anderer ernster Infektionskrankheiten vorbereitet sein.»

Einen internationalen Gesundheitsnotfall wie nach dem Ebola-Ausbruch in Westafrika rief das Notfallkomitee der Weltgesundheitsorganisation (WHO) indes nicht aus. Die Mitglieder des Gremiums hätten einstimmig festgestellt, dass die Lage «besorgniserregend» sei, «aber keinen Gesundheitsnotfall von internationaler Tragweite» darstelle, sagte Fukuda.

Die WHO bestätigte die Angaben aus Seoul: Seit dem Ausbruch vor mehr als drei Wochen starben in dem asiatischen Land 20 Menschen an der Infektionskrankheit, mehr als 6500 Menschen stehen unter Quarantäne. Zudem seien insgesamt 162 Ansteckungs-Fälle bekannt.

Es ist der grösste Ausbruch vom Mers ausserhalb Saudi-Arabiens, wo die Erkrankung 2012 zum ersten Mal beim Menschen festgestellt wurde. Bei dem Mers-Virus handelt es sich um einen seit 2012 bekannten neuen Stamm aus der Gruppe der Coronaviren.

Tatort Spital

Zu fast allen Mers-Ansteckungen sei es in Spitälern gekommen, hielt die WHO fest. Die meisten Neuangesteckten seien aber nicht unter Quarantäne gestellt worden, was in der südkoreanischen Bevölkerung für Unmut gesorgt habe.

Dass sich das Virus in Südkorea so rasch verbreiten konnte, ist WHO-Experten zufolge mehreren Faktoren geschuldet: mangelnde Sensibilisierung des Gesundheitspersonals, ungenügende Präventionsmassnahmen und andauernde Präsenz angesteckter Personen in überfüllten Spital-Sälen und Mehrbettzimmern. Hinzu kämen regelmässige Besuche der Angesteckten durch Familienmitglieder.

Es sei wichtig, dass man die Situation in Südkorea weiter genau im Auge behalte, sagte Fukuda. Es müsse sichergestellt werden, dass keine angesteckten Personen ins Ausland reisten. In den kommenden Wochen werde die Zahl neuer Fälle noch ansteigen, da noch nicht alle Kontakte identifiziert seien.

Eine Reisewarnung für Südkorea empfahl die WHO am Mittwoch nicht. Die Handelsbeziehungen mit dem Land sollten weitergeführt werden wie bis Anhin. Im jetzigen Stadium brauche es zudem keine verschärften Kontrollmassnahmen an Flughäfen und Häfen.

Opfer in Deutschland – Risiko in der Schweiz gering

Auch Deutschland meldete ein Mers-Opfer: Ein Mann starb in der Nacht zum 6. Juni in einem Spital in Niedersachsen an den Folgen der Erkrankung. In der Schweiz ist das neue Virus nicht nachgewiesen worden.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) beobachte die Entwicklung der Lage seit langem aufmerksam und stütze sich dabei auch auf die Einschätzung der EU, sagte BAG-Sprecherin Mona Neidhart am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Das Risiko einer Einschleppung und Verbreitung des Virus sei derzeit gering.

Weiterführende Vorkehrungen seien hierzulande vorerst nicht nötig; Infektionsspezialisten seien aber über die aktuelle Situation informiert. Sie würden allfällige Patienten umgehend isolieren.

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