Erstmals in der Champions-League-Geschichte stehen sich heute im Final Teams aus der gleichen Stadt gegenüber. Real will gegen Atletico Madrid nach zwölf Jahren des Wartens «La Decima» perfekt machen.
Dass im Endspiel des wichtigsten Klub-Wettbewerbs zwei Mannschaften aus dem gleichen Land um die Trophäe kämpfen, ist nichts Besonderes mehr. Das hat es in diesem Jahrtausend schon viermal gegeben, letztmals vor zwölf Monaten, als sich Bayern München gegen Borussia Dortmund durchgesetzt hat. Ein Stadtderby aber ist ein Novum.
Während Real Madrid schon zu Beginn der Saison dem engsten Favoritenkreis zugerechnet worden ist, kommt der Vorstoss des finanziell weniger potenten Atletico eher überraschend. Die «Colchoneros», die «Matratzenmacher», sind dennoch kein Zufalls-Finalist. In der K.o.-Phase mussten sie renommierte Grössen wie die AC Milan, den FC Barcelona und Chelsea aus dem Weg räumen. Eine Niederlage gab es noch keine in der laufenden Kampagne. Und mit dem Gewinn des spanischen Meistertitels hat Atletico seine Stärke und seine beeindruckende Konstanz untermauert.
Das Team des argentinischen Trainers Diego Simeone ist ein Musterbeispiel dafür, dass es eine Equipe mit einem kraftvollen Stil und einem kompakten Auftreten weit bringen kann, auch wenn sie nicht über eine Ansammlung an Top-Stars verfügt. Atletico könnte der 23. Klub werden, der mindestens einmal die Champions League oder den Vorgänger-Wettbewerb gewonnen hat. Bei der bisher einzigen Final-Teilnahme 1974 musste man sich in einem Wiederholungsspiel Bayern München geschlagen geben. 2010 und 2012 konnte sich Atletico immerhin zum Sieger der Europa League küren.
Real Madrid ist in der Summe erfahrener, was grosse Endspiele angeht. Die «Königlichen» sind mit neun Pokalen der Rekord-Titelträger in der europäischen Liga der Champions. Man darf aber nicht vergessen, dass sie fünf dieser Titel in den Anfängen des Wettbewerbs von 1956 bis 1960 erobert und seit 2002 nie mehr den Final erreicht haben. Die Jagd nach dem zehnten Titel, nach «La Decima», gestaltete sich bis dato als (zu) schwierig.
Zwei aus dem aktuellen Real-Kader werden sich an den letzten Champions-League-Triumph von 2002 noch gut erinnern können. Goalie Iker Casillas wurde damals gegen Leverkusen in der Schlussphase für den verletzten Cesar Sanchez eingewechselt, und Zinédine Zidane, heute Co-Trainer von Carlo Ancelotti, hatte mit einem spektakulären Volley das Siegtor erzielt.
Cristiano Ronaldo, die derzeitige Ikone des «weissen Balletts», hat Real den «Henkelpott» noch nie bescheren können. Als er 2008 die Trophäe stemmen durfte, trug er den Dress von Manchester United. Nun bietet sich dem aktuellen Weltfussballer sogar die Möglichkeit, im heimischen Portugal zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Mit 16 Treffern ist «CR7» die Torjäger-Kanone gewiss, er will sich aber in dieser Champions-League-Saison mit mehr als einer weiteren individualistischen Sonderleistung verewigen.