Brüssel ist schockiert nach den Bombenanschlägen. Augenzeugen berichten von den schrecklichen Bildern an den beiden Tatorten.
Die beiden Explosionen kamen scheinbar aus dem Nichts. «Wir dachten zuerst, es handelt sich um irgendetwas von der Baustelle, hier wird zurzeit so viel gebaut», berichtet Anne, die am Brüsseler Flughafen Zaventem in der Gepäckabfertigung arbeitet. Doch dann seien Menschen in Panik auf sie zugerannt. «Sie haben geschrien, geweint, sie hatten Angst.»
Und dann wird klar: Attentäter haben den Flughafen der belgischen Hauptstadt angegriffen. Als sich die ersten Rauchschwaden verzogen haben, bietet sich ein Bild des Grauens. Tote liegen in Blutlachen auf dem Boden, die Gliedmassen teilweise abgerissen.
«Es war überall die totale Panik»
«Ein Mann rief ein paar Wörter auf Arabisch, danach habe ich eine laute Explosion gehört», berichtet Alphonse Lyoura von der Gepäckabfertigung. Zwei Minuten später habe dann die nächste Explosion den Airport erschüttert.
«Ich habe mindestens sechs oder sieben Verletzten geholfen. Wir haben auch leblose Körper fortgeschafft, es war überall die totale Panik», sagt Lyoura, der von seinem Einsatz noch blutverschmiert ist.
Die Explosionen haben Betonplatten aus der Decke gerissen, die nahe der Eincheck-Schalter zu Boden stürzten. Bis zum Mittag geben die Rettungsdienste die Zahl der Toten mit elf an, von Dutzenden Verletzten ist die Rede.
«Wahrscheinlich ein Selbstmordattentäter»
Staatsanwalt Frédéric Van Leeuw gibt am Vormittag eine erste Stellungnahme ab: «Es gab zwei Explosionen im Abflugbereich», sagt Van Leeuw. «Eine wurde wahrscheinlich durch einen Selbstmordattentäter verursacht.»
Dann, kurz nach 9.00 Uhr, erschüttert eine dritte Explosion die belgische Hauptstadt, getroffen diesmal die U-Bahnstation Maelbeek, nur wenige hundert Meter von den Hauptgebäuden der EU-Kommission und des EU-Rats entfernt.
Die Menschen stürzen dort aus dem Schacht ins Freie, halten sich Taschentücher auf blutende Kopfwunden, sacken auf dem Bürgersteig zusammen. Geschockte Passanten knien sich hin zu ihnen, leisten erste Hilfe. Die viel befahrene Strasse vor der Station wird gesperrt.
«Raus, so schnell wir können»
Die 33-jährige Greet berichtet, wie sie der Explosion nur knapp entging. «Ich wäre beinahe am Ort gewesen», berichtet Greet. Mit dem Zug war sie aus Aalst nach Brüssel gekommen und wollte dann zu Fuss von der Station Schuman nach Maelbeek weitergehen.
«Als wir bei Schuman ausstiegen, hat ein Bahnmitarbeiter geschrien, wir sollen raus laufen, so schnell wir könnten», berichtet Greet – und schaut fassungslos auf die Station Maelbeek.
Dort sind Kranken-, Feuerwehr- und Polizeiautos im Dauereinsatz. Nur sie dürfen noch an den Anschlagsort. TV-Kamerateams filmen über Polizisten hinweg, nehmen auf, wie Sanitäter Verletzte in Krankenwagen schieben.
Immer wieder heulen Sirenen von Einsatzfahrzeugen auf. Maskierte Polizisten stehen in kleinen Gruppen zusammen, die Gewehre im Anschlag.
«Wir haben Angst»
In den Strassen von Brüssel beugen sich die Passanten über ihre Smartphones. Vielen steht der Schock ins Gesicht geschrieben. «Wir haben Angst», sagt ein Bauarbeiter, der am Dienstag eigentlich an der Station Schuman arbeiten sollte.
Am Morgen des 22. März ist das passiert, wovor Brüssel nach den Anschlägen von Paris am 13. November monatelang gezittert hatte. Die Attentäter von Paris hatten engste Verbindungen in die belgische Hauptstadt, im Brennpunktviertel Molenbeek waren einige der Drahtzieher zu Hause.
Seit den Pariser Anschlägen war die Terrorwarnstufe in Belgien entweder auf Maximalstärke oder auf einem Niveau darunter. Erst am Freitag war es den belgischen Sicherheitskräften gelungen, Salam Abdeslam zu fassen, der mutmasslich eine entscheidende Rolle bei den Anschlägen von Paris spielte.