Auch in den Alpen werden die Nächte immer heller

Skipisten und Schneekanonen werden beleuchtet, Berge zum Spass mit Lichtkunst angestrahlt: Die nächtliche Lichtverschmutzung nimmt auch in den Bergen zu.

Tödliche Insektenfalle: Scheinwerfer sind Schuld an der Lichtverschmutzung (Symbolbild) (Bild: sda)

Skipisten und Schneekanonen werden beleuchtet, Berge zum Spass mit Lichtkunst angestrahlt: Die nächtliche Lichtverschmutzung nimmt auch in den Bergen zu.

Der Pilatus sei der einzige Berg in der Schweiz, bei dem eine zeitlich begrenzte Gipfelbeleuchtung per Bundesgerichtsentscheid erlaubt ist, schreibt die Umweltorganisation Dark-Sky Switzerland in einer Mitteilung. Alle anderen Berge seien davon ausdrücklich ausgenommen. In Martigny im Rhonetal sei es aber gleich hell wie in den Zentren von Lausanne, Genf oder Zürich Nord.

Auch beleuchtete Baustellen, Beschneiungsanlagen oder Nachtfahr-Skipisten brächten immer mehr nächtliches Licht in die Berge. Zunehmend werde überdies mit Lichtinstallationen Werbung gemacht. Ein gigantisches Schweizerkreuz liessen die Jungfraubahnen am 1. Januar 2012 im Rahmen ihres 100-Jahr-Jubiläums an den Jungfraugipfel projizieren.

Nachahmer befürchtet

Auch der Schweizer Alpenclub (SAC) will sein 150-jähriges Bestehen feiern, indem er 25 Berghütten von einem Lichtkünstler inszenieren lässt. Zwar benütze das Projekt das weniger störende warmweisse Licht und beschränke die Beleuchtung auf die Dämmerung während einer Nacht pro Hütte, schreibt Dark-Sky Switzerland.

Die Gruppe befürchtet, dass solche Aktionen weitere Organisatoren auf die Idee mit der Lichtkunst bringt. Nicht alle würden sich voraussichtlich gegenüber der Umwelt so rücksichtsvoll verhalten wie der SAC. «Wir sprechen uns gegen solche Aktionen aus», sagte Sprecher Lukas Schuler der Nachrichtenagentur sda. Inszeniertes Licht müsse generell die Ausnahme bleiben.

Lichtbelastung um 70 Prozent gestiegen

In der Schweiz nahm die nächtliche Lichtbelastung in den letzten zwanzig Jahren um 70 Prozent zu. Dies erklärte das Bundesamt für Umwelt (Bafu) im Februar im Postulatsbericht «Auswirkungen von künstlichem Licht auf die Artenvielfalt und den Menschen».

Künstliches Licht könne die Lebensräume nachtaktiver Tiere erheblich stören, schrieb das Bafu darin. Zugvögel verlieren die Orientierung, Insekten verbrennen an Lampen und Fledermäuse werden aus ihren Tagesquartieren verdrängt. Die nächtliche Beleuchtung kann zudem des Menschen Schlaf stören und erschwert die Arbeit der Astronomen.

Schutz der Dunkelheit

Im Bericht schlägt das Bafu rechtliche Anpassungen vor. Zudem möchte es die Forschung im Bereich Lichtemissionen stärken. Besonders empfindlich seien Gebiete mit Schutzstatus, zum Beispiel Biotope von nationaler Bedeutung oder Wasser- und Zugvogelreservate, schreibt das Bafu.

Solche Schutzgebiete befänden sich häufig in Bergregionen, erklärte Schuler von Dark-Sky Switzerland. Bei diesen sensiblen Regionen, die noch annähernd natürliche Dunkelheit kennen, sei das Schutzbedürfnis besonders ausgeprägt.

Auf die Probleme der Lichtverschmutzung macht die International Dark Sky Association vom 5. bis 11. April mit einer Aktionswoche aufmerksam.

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