Den Nutzern der gesperrten Online-Tauschplattform Megaupload droht der Verlust ihrer Daten. Die Filme, Musikdateien oder Fotos sind auf angemieteten Computern in den Rechenzentren von IT-Dienstleistern gespeichert.
Diese IT-Dienstleister könnten ab Donnerstag (2. Februar) damit beginnen, die Inhalte zu löschen, erklärte die zuständige US-Staatsanwaltschaft in einem Brief an die Rechtsanwälte von Megaupload.
Das Schreiben datiert vom Freitag. Einige Nutzer scheinen sich in Sorge um ihre Daten direkt an die darin genannten IT-Dienstleister Carpathia Hosting und Cogent Communications gewandt zu haben.
Carpathia bat am Montag darum, von Anfragen abzusehen, und erklärte: „Wir haben keine Möglichkeit, die auf den Servern liegenden Inhalte an die Nutzer von Megaupload zurückzugeben.“ Man möge sich direkt an Megaupload wenden.
Den Löschungstermin Donnerstag wollte das Unternehmen nicht bestätigen. Das Datum stamme nicht von Carpathia, hiess es. Cogent Communications liess eine Anfrage unbeantwortet.
Drehscheibe für Raubkopien
Die Behörden sehen Megaupload.com als eine Drehscheibe für Raubkopien und hatten das Portal vor anderthalb Wochen vom Netz genommen.
Den deutschen Gründer Kim Dotcom liessen die US-Fahnder an seinem Wohnsitz in Neuseeland verhaften. Seitdem kommen die Nutzer nicht mehr an ihre Daten heran – auch wenn es sich um legale Dateien wie etwa Familienfotos oder private Briefe handelt. Auf der Website prangt ein Beschlagnahme-Hinweis des US-Justizministeriums und der Bundespolizei FBI.
Dem Brief der Staatsanwaltschaft zufolge hat sie ausgesuchte Daten von Megaupload kopiert; die Speichercomputer selbst stehen aber weiterhin in den Rechenzentren. Es gebe kein weiteres Interesse der Strafverfolger daran, hiess es.
Was mit den Daten nun passiert, ist unklar. Die Beschuldigten dürfen zwar laut Staatsanwaltschaft wieder an die Megaupload-Daten heran. Doch die Frage ist, wie nach der Polizeiaktion die Miete für die Speichercomputer gezahlt werden soll.
Die US-Behörden werfen Dotcom und weiteren Betreibern vor, mehr als 175 Millionen Dollar an der illegalen Verbreitung von urheberrechtlich geschützten Inhalten verdient zu haben – durch die Gebühren der Nutzer oder durch Werbung.
Den Schaden für die Hollywood-Studios oder Plattenfirmen bezifferten die Ermittler auf deutlich über eine halbe Milliarde Dollar. Die Anwälte von Kim Dotcom, der früher als Kim Schmitz bekannt war, bestreiten die Vorwürfe. Die USA haben einen Auslieferungsantrag gestellt.